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Die Qualität von Lehre an Hochschulen zu sichern und zu verbessern ist seit vielen Jahren Gegenstand zahlreicher Maßnahmen (z.B. www.qualitaetspakt-lehre.de). Auch liegen inzwischen Evidenzen vor, die die an den meisten Hochschulen auch praktizierte Einbindung von Einzelangeboten in ein Gesamtprogramm nahelegen (Fendler, Seidel & Johannes, 2013). Damit steht Lehrenden ein häufig vielfältiges Angebot zur Professionalisierung ihrer Lehrtätigkeit bereit, auch wenn dies nicht durchgehend genutzt wird (vgl. z.B. Pötschke, 2004). Allerdings konstituieren Teilnehmende an hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramme eine bezüglich Vorerfahrungen und Trainingsbedarf in hochschuldidaktischen Themen eine häufig sehr heterogene Zielgruppe. Entsprechend bieten die meisten Zertifikatsprogramme neben der Orientierung an einem Curriculum einen Spielraum, der die Individualisierung der Qualifizierung zulässt, eine standardisierte Erfolgsmessung ganzer Programme aber erschwert. Zwei Herausforderungen, die jedoch gleichermaßen auch einen Vorteil darstellen können, sind in diesem Zusammenhang die Kürze der Qualifizierungseinheiten sowie die Nähe der Teilnehmenden zur (Lehr-)Praxis. Beides erschwert einen systematischen und formalen Aufbau von umfassenden und wissenschaftlichen Wissen (zusätzlich zur eigentlichen Disziplin der Lehrenden), bietet aber die Chance, auch kleinere Elemente zeitnah im Lehrkontext erproben und ggf. für sich adaptieren zu können. Dies lässt erwarten, dass sich das Handlungsrepertoire der Teilnehmenden insgesamt erweitert und Lehre als Ganzes kontrollierbarer wird. Es ist zu erwarten, dass sich selbstbezogene Einstellungen wie Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, 1997) und Selbstkonzept (Roche & Marsh, 2000) durch die Kombination an Qualifikationsmaßnahmen und ihrer Erprobung in der Praxis verbessern, auch wenn verschiedene Teilnehmende eines Programms Workshops zu unterschiedlichen Themen besucht haben. Diese Annahmen waren Inhalt unserer Forschungsfragen, die wir an einer Stichprobe von N = 50 Lehrenden unterschiedlicher Disziplinen an einer Volluniversität untersuchen konnten. Alle Personen der Stichprobe waren Teilnehmende an einem hochschuldidaktischen Zertifikatsprogramm mit drei Module (21 ECVET, Modul 1: Basisqualifikation, Modul 2: Vertiefung; Modul 3: Lehrpraxis). Die Hälfte der Teilnehmenden hatte zu Beginn des Zertifikatserwerbs mindestens vier Semester Lehrerfahrung (range: 0 bis > 11 Semester). Im einführenden Workshop sowie nach Beendigung des Zertifikats bearbeiteten sie einen Selbstberichtsbogen zu Selbstwirksamkeitserwartung, ihrem Selbstkonzept als Lehrende und ihrer selbsteingeschätzten Kompetenz in verschiedenen lehrrelevanten Bereichen. Zwischen Prä- und Posterhebung lagen im Durchschnitt 4,02 Semester (SD = 1,57). Zusätzlich liegen Evaluationsergebnisse aus den besuchten Workshops vor, die den größten Teil des Zertifikatsprogramms ausmachten (durchschnittlich liegen 6,11 Ergebnisse pro Person vor, SD = 2,86). Wir fanden einen bedeutsamen Anstieg in allen drei Variablen bei gleichzeitiger signifikanter Interkorrelation zwischen den drei Kriterien. Innerhalb der betrachteten Stichprobe profitierten vor allem Lehrende mit weniger Erfahrung vom Erwerb des hochschuldidaktischen Zertifikats und es lässt sich ein Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Bewertung von Einzelworkshops und dem Zugewinn beobachten. Obwohl es sich bei dem Zertifikatsprogramm um ein freiwilliges Angebot handelt und die einbezogene Gruppe damit einer Selbstselektion unterliegt, sind die Ergebnisse insgesamt erfreulich und sprechen für den Erfolg der angebotenen Maßnahme.
Literatur
Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: W.H. Freeman.
Fendler, J., Seidel, T. & Johannes, C. (2013). Wie wirksam sind hochschuldidaktische Workshops? Auswirkungen auf die Lehrkompetenz von Hochschullehrenden. Beiträge zur Hochschulforschung, 35(3), 28–48.
Roche, L. A. & Marsh, H. W. (2000). Multiple dimensions of university teacher self-concept. Instructional Science, 28(5), 439–468. https://doi.org/10.1023/A:1026576404113
Pötschke, M. (2004). Akzeptanz hochschuldidaktischer Weiterbildung. Ergebnisse einer empirischen Studie an der Universität Bremen. Hochschulwesen, 3, 94–100.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Angewandte Forschung, HD Praxis, Evaluation