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Description
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
HD Praxis, HD Grundlagenforschung, Angewandte Forschung, Fachdidaktik/Fachkultur
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Theoretischer Hintergrund & Konzeption des Lehr-Lern-Forschungsprojektes
Der Erwerb von Forschungskompetenz gehört zu den zentralen Aufgaben von Studierenden im Rahmen eines universitären Studiums. Dies umfasst auch die Entwicklung einer "Forschendenhaltung" sowie zunehmend differenzierterer epistemologischer Überzeugungen (Mayer & Rosman, 2016). Die selbstständige Anwendung wissenschaftlicher Methoden und Kenntnisse wird dabei als wesentliches Ziel des Studiums betrachtet. Um eine solche praktische Forschungskompetenz zu entwickeln, scheint es unerlässlich zu sein, dass Studierende Forschung selbsttätig praktizieren. Als hierfür besonders geeignet gilt gerade seit den durch die Bologna-Reform evozierten strukturellen Änderungen der An-satz des Forschenden Lernens (Huber, 2004, 2009; Reinmann, 2009; Reitinger, 2013; Wissenschaftsrat, 2006).
Ein weiterer Vorteil des Forschenden Lernens ist seine hohe Kompatibilität mit dem Einsatz digitaler Medien (zur Verbindung des Forschenden Lernens mit medialen Elementen siehe auch Dürnberger, 2014; Dürnberger, Reim & Hofhues, 2011; Kergel et al., 2014, Reinmann, 2009). Entsprechend erweiterte Ansätze sind jedoch bis heute kaum entwickelt und empirisch beforscht worden (Deicke, Gess & Rueß, 2014; Reinmann, 2009). Daher wurde ein auf insgesamt vier Semester ausgelegtes Modellprojekt initiiert, in welchem ein neues Format des medienbasierten Forschenden Lernens mit Studierenden des Master-studiengangs Erziehungswissenschaften erprobt wurde. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Lehr-Lern-Forschungsprojektes ein neues Prüfungsformat eingesetzt, sogenannte Videodokumentationen.
Als Orientierung bei der Planung, Durchführung, Modifikation und empirischen Begleitforschung des Lehr-Lern-Forschungsprojektes diente das Scholarship of Teaching and Learning (z.B. Boyer, 1990; Huber, 2011; 2014; Hutchings, Huber & Ciccone, 2011), also das "Forschen über eigene Lehre" (Huber, 2014, S. 19). Dieser hochschuldidaktische Ansatz, der in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern nach wie vor "unterentwickelt" (Huber, 2014, S. 24) ist, bietet einer Lehrperson die Möglichkeit, Fragen zur eigenen Lehre eigenständig auf empirisch gesicherter Basis zu beantworten.
Folgende Fragen standen bei dem Lehr-Lern-Forschungsprojekt im Vordergrund:
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Welche Wirkungen und Wirksamkeiten lassen sich mit Blick auf das neue Lehr-Lern- und Prüfungsformat des medienbasierten Forschenden Lernens identifizieren?
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Wie muss das Prüfungsformat (Videodokumentationen) gestaltet werden, um einerseits bei den Studierenden eine hohe Akzeptanz zu genießen und andererseits den Ansprüchen wissenschaftlicher Prüfungen zu genügen?
- Wie können das Lehr-Lern-Forschungsprojekt und das Prüfungsformat möglichst gut miteinander verzahnt werden?
Empirische Begleitforschung
Zentraler Bestandteil des Lehr-Lern-Forschungsprojektes ist die empirische Begleitfor-schung, welche sowohl quantitative als auch qualitative Forschungsmethoden umfasst. Durch Fragebogenerhebungen wurden vor allem die Wirksamkeiten und Wirkungen auf Basis der folgenden Konstrukte erfasst: kognitive Forschungskompetenz, Forschungsinteresse, forschungsbezogene Selbstwirksamkeit, epistemologische Überzeugungen, Need for Cognition, Motivation in Lern- und Leistungssituationen, Basic Needs, Ungewissheitsto-leranz, Persönlichkeit. Ergänzend wurden ausgewählte soziodemografische Variablen erhoben.
Im Zuge der qualitativen Begleitforschung wurde das Gruppendiskussionsverfahren (Bohnsack, 2014; Lamnek, 2005; Loos & Schäffer, 2001) eingesetzt. Dabei standen vor allem Fragen hinsichtlich der Akzeptanz des Lehr- und Prüfungsformates, die daran geäußerte Kritik sowie die Erweiterung potentieller Supportstrukturen im Vordergrund. Das Gruppendiskussionsverfahren eignet sich gut als Ergänzung zur quantitativen Begleitforschung, da damit kollektive Einstellungen und Haltungen rekonstruiert werden können.
Beitrag für Impulsforum
Im Rahmen des Impulsforums wird zunächst die Konzeption des Lehr-Lern-Forschungsprojektes vorgestellt unter der besonderen Berücksichtigung des neuen Prüfungsformates (Videodokumentationen). Darauf aufbauend werden die Erfahrungen, Probleme und Herausforderungen thematisiert, die bei der Durchführung des Vorhabens in den einzelnen Semestern gemacht wurden. Dabei wird ein besonderer Fokus auf jene Aspekte gerichtet, die im Laufe der Semester modifiziert wurden. Ergänzt wird der Vortrag durch erste Ergebnisse der empirischen Begleitforschung.
Literaturverzeichnis
Boyer, E.L. (1990). Scholarship reconsidered: Priorities of the professoriate. Princeton: The Carnegie Foundation for the Advancement of Teaching.
Deicke, W., Gess, C. & Rueß, J. (2014). Increasing Students‘ Research Interests Through Research-Based Learning at Humboldt University. CUR Quarterly 35 (1), 27-33.
Dürnberger, H. (2014). Forschendes Lernen unter Einsatz digitaler Medien beim Verfassen der Bachelorarbeit – Potenziale für die Schlüsselkompetenzentwicklung. Augsburg: Universität.
Dürnberger, H., Reim, B. & Hofhues, S. (2011). Forschendes Lernen. Konzeptuelle Grundlagen und Potenziale digitaler Medien. In T. Köhler & J. Neumann (Hrsg.), Wissensgemeinschaften. Digitale Medien - Öffnung und Offenheit in Forschung und Lehre (S. 209-219). Münster: Waxmann.
Huber, L. (2004). Forschendes Lernen. 10 Thesen zum Verhältnis von Forschung und Lehre aus der Perspektive des Studiums. Die Hochschule, 2, 29-49.
Huber, L. (2009). Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In L. Huber, J. Hellmer & F. Schneider (Hrsg.), Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen (S. 9-35). Bielefeld: UVW.
Huber, L. (2011). Forschen über (eigenes) Lehren und studentisches Lernen – Scholarship of Teaching and Learning (SoTL): Ein Thema auch hierzulande? Das Hochschulwesen, 59, 118-124.
Huber, L. (2014). Scholarship of Teaching and Learning: Konzept, Geschichte, Formen, Entwicklungsaufgaben. In L. Huber, A. Pilniok, R. Sethe, B. Szczyrba & M. Vogel (Hrsg.), Forschendes Lehren im eigenen Fach. Scholarship of Teaching and Learning in Beispielen (S. 19-36). Bielefeld: Bertelsmann.
Hutchings, P., Huber, M.T. & Ciccone, A. (2011). The scholarship of teaching and learning reconsidered: Institutional integration and impact. San Francisco: Jossey-Bass.
Kergel, D., Heidkamp, B., Muckel, P. & von Ossietzky, C. (2014). Forschendes Lernen. In N. Apostolopoulos, H. Hoffmann, U. Mußmann, W. Coy & A. Schwill (Hrsg.), GML2 [13. – 14. März 2014] Grundfragen Multimedialen Lehrens und Lernens. Der Qualitätspakt E-Learning im Hochschulpakt 2020 (Tagungsband) (S. 251-262). Münster: Waxmann.
Lamnek, S. (2005). Gruppendiskussion: Theorie und Praxis. Weinheim: Beltz.
Loos, P. & Schäffer, B. (2001). Das Gruppendiskussionsverfahren: theoretische Grundlagen und empirische Anwendung. Opladen: Leske & Budrich.
Reinmann, G. (2009). Wie praktisch ist die Universität? Vom situierten zum Forschenden Lernen mit digitalen Medien. In L. Huber, J. Hellmer & F. Schneider (Hrsg.), Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen (S. 36-51). Biele-feld: UVW.
Reitinger, J. (2013). Forschendes Lernen. Theorie, Evaluation und Praxis in naturwissenschaftlichen Lernarrangements. Immenhausen: Prolog.
Wissenschaftsrat (2006). Empfehlungen zur künftigen Rolle der Universitäten im Wissenschaftssystem. Berlin: Wissenschaftsrat.