February 27, 2018 to March 2, 2018
Karlsruher Institut für Technologie
Europe/Berlin timezone

Digitale Kompetenzen bei Hochschullehrenden

Feb 28, 2018, 5:15 PM
1h
Geb. 20.30 SR -1.012 (UG) (Karlsruher Institut für Technologie)

Geb. 20.30 SR -1.012 (UG)

Karlsruher Institut für Technologie

Beitrag für Impulsforum Impulsforum 3

Speaker

Mr Michael Eichhorn (Goethe-Universität Frankfurt)

Description

Angesichts der Herausforderungen einer zunehmenden Digitalisierung der Universitäten und Hochschulen sowie vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Rolle der Hochschullehrenden ist die Entwicklung und Stärkung digitaler Kompetenzen für diese Berufsgruppe von essenzieller Bedeutung (Zawacki-Richter 2013; Hochschulforum Digitalisierung 2016). Der Konferenzbeitrag beschreibt die theoretische Herleitung und Entwicklung eines Kompetenzmodells, mit dem digitale Kompetenzen Hochschullehrender beschrieben werden können. Dazu wird zunächst der Begriff der digitalen Kompetenz (Ferrari 2012; Ilomäki et al. 2011) diskutiert und auf die spezifische Berufsgruppe der Hochschullehrenden übertragen. Ausgehend vom Konstrukt der Digitalen Kompetenz werden verschiedene nationale und internationale Medienkompetenzmodelle betrachtet und aus diesen ein Kompetenzraster abgeleitet mit welchem sich digitale Kompetenzen auf acht Dimensionen und drei Stufen beschreiben und systematisch erfassen lassen (Eichhorn et al. 2017). Abschließend stellt der Beitrag erste Ergebnisse vor, die aus dem Einsatz des Kompetenzrasters im Rahmen hochschul- und mediendidaktischer Qualifizierungsangebote resultieren.

3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)

Kompetenzen, Digitale Kompetenz, Kompetenzmessung, Wissenschaftliche Weiterbildung

Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.

Digitale Kompetenzen bei Hochschullehrenden - Entwicklung eines Kompetenzrasters und erste Einsatzerfahrungen

Der Beitrag beschreibt die Entwicklung eines Kompetenzrasters zur Erfassung digitaler Kompetenzen von Hochschullehrenden sowie erste Ergebnisse aus dem Einsatz des Rasters im Rahmen mediendidaktischer Qualifizierungsangebote.

Entwicklung

In Abgrenzung zum Begriff der Medienkompetenz (vgl. u. a. Baacke, 1973, 1996) findet seit einigen Jahren häufig der Begriff der digitalen Kompetenz (Ferrari, 2012; Ilomäki, Kantosalo, & Kakkala, 2011) Anwendung. Das Konzept der digitalen Kompetenz diente als theoretische Grundlage bei der Entwicklung eines Kompetenzmodells zur Beschreibung und Erfassung digitaler Kompetenzen von Hochschullehrenden (Eichhorn, Müller, & Tillmann, 2017). Es werden acht Dimensionen unterschieden:

  • IT-Kompetenz: Aufgabenorientierte, adäquate, sichere Nutzung
    digitaler Technologien für Studium, Beruf und Alltag
  • Digital informieren und recherchieren: Kompetenter, kritischer Umgang mit Informationen; Informationen beschaffen, bewerten, organisieren, teilen, korrekt verwenden
  • Digital kommunizieren und kooperieren: Nutzung und aktive Teilnahme in sozialen Netzwerken für Lernen, Lehren, Forschung
  • Digitale Lehre: Souveräner Umgang und eigenständige Nutzung digitaler Technologien für Lehr-/Lernzwecke
  • Digitale Identität und Karriereplanung: Aufbau, Pflege und Schutz einer eigenen digitalen Identität
  • Digitale Wissenschaft: Nutzung und Erzeugung digitaler Daten, Quellen, Methoden und Publikationen
  • Digital produzieren: Erstellung digitaler Medien für Lehr-/Lernzwecke und Forschung
  • Analysieren und reflektieren: Effiziente, kritische Nutzung digitaler Medien, Analyse und Kritik des eigenen Medieneinsatzes

Die Dimensionen sind angelehnt an das Modell der Digital Literacy des JISC (2012, 2014) und nehmen den akademischen Arbeitsplatz mit seinen drei Facetten Lehre, Forschung und akademische Selbstverwaltung in den Blick (vgl. Reinmann, Hartung, & Florian, 2013; Wedekind, 2004, 2008, 2009). Erweitert wurde das Modell um drei Stufen, um sowohl den aktuellen Stand als auch einen Kompetenzzuwachs abbildbar zu machen. Sie orientieren sich an bekannten Lernzieltaxonomien (u. a. Anderson, Krathwohl, & Bloom, 2001; Bloom & Engelhart, 1976) sowie am Kompetenzmodell Digital "Bildung" (Søby, 2003):

  • Stufe 1: Überblickswissen/Grundlagen
  • Stufe 2: Praktische Anwendung im Lehr-/Lernkontext bzw. der eigenen Forschungstätigkeit
  • Stufe 3: Weitergabe an Andere, Anleitung und Begleitung von Studierenden und/oder Kolleg*innen

Abb. 1: Digitale Kompetenz von Hochschullehrenden: Schematische Darstellung des Kompetenzrasters

Abb. 1: Digitale Kompetenz von Hochschullehrenden: Schematische Darstellung des Kompetenzrasters (Eichhorn et al., 2017, p. 214).

Dem entstandenen Kompetenzraster (Abb. 1) wurden anschließend für jede Dimension einzelne Themenfelder zugeordnet, welche mit Hilfe von Kann-Beschreibungen auf den einzelnen Stufen konkretisiert wurden.

Erste Ergebnisse

Für den praktischen Einsatz wurde aus den Beschreibungen ein Fragebogen zur Selbsteinschätzung erstellt. Jede Dimension und Stufe wurde dabei mit mindestens 3 Items beschrieben. Die Einschätzung wurde über eine 6er-Skala (“1 = stimme überhaupt nicht zu“ bis “6 = stimme voll und ganz zu“) vorgenommen. Die Befragung wurde im Sommersemester 2017 mit Lehrenden durchgeführt, die an eLearning-Schulungen teilgenommen hatten (N = 56). Im Ergebnis zeigt sich, dass Lehrende, die ein Zertifikat erworben hatten, sich deutlich besser einschätzen als Lehrende, die nur Einzelveranstaltungen besuchten. Defizite erkennen Lehrende v. a. in den Dimensionen digitale Wissenschaft sowie digitale Identität – Aspekte, die im Fortbildungsangebot aktuell eine untergeordnete Rolle spielen (Abb. 2).

Abb. 2: Auswertung der Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenz auf den einzelnen Dimensionen. Gegenüberstellung der Teilnehmenden mit bzw. ohne eLearning-Zertifikat.
Abb. 2: Auswertung der Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenz auf den einzelnen Dimensionen. Gegenüberstellung der Teilnehmenden mit bzw. ohne eLearning-Zertifikat.

Abb. 2: Auswertung der Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenz auf den einzelnen Dimensionen. Gegenüberstellung der Teilnehmenden mit bzw. ohne eLearning-Zertifikat.

Ausblick

Das Kompetenzraster ist Work-in-Progress und wird laufend überarbeitet. Durch Interviews mit ausgewählten Teilnehmenden wird derzeit die Vollständigkeit und Verständlichkeit der Items ermittelt. Ab dem Wintersemester 2017/18 wird das Raster im Rahmen einer Vor- und Nachbefragung aller Teilnehmenden eines eLearning-Zertifikats eingesetzt, um den Kompetenzzuwachs zu ermitteln. Ziel ist hierbei sowohl der Einsatz als individuelles Diagnoseinstrument als auch Aussagen darüber, welche Kompetenzen durch ein bestimmtes Fortbildungsangebot in welchem Maße gestärkt werden. Diese Ergebnisse werden auch Gegenstand des Vortrags sein.

Literatur

Anderson, L. W., Krathwohl, D. R., & Bloom, B. S. (2001). A Taxonomy for Learning, Teaching, and Assessing: A Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives. London: Longman Publishing Group.

Baacke, D. (1973). Kommunikation und Kompetenz: Grundlegung einer Didaktik der Kommunikation und ihrer Medien. München.

Baacke, D. (1996). Medienkompetenz - Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In A. von Rein (Ed.), Medienkompetenz als Schlüsselbegriff (pp. 112–144). Bonn: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung.

Bloom, B. S., & Engelhart, M. D. (Eds.) (1976). Beltz-Studienbuch: Vol. 35. Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich (5. Aufl. - 17. - 21. Tsd). Weinheim u.a.: Beltz.

Eichhorn, M., Müller, R., & Tillmann, A. (2017). Entwicklung eines Kompetenzrasters zur Erfassung der "Digitalen Kompetenz" von Hochschullehrenden. In C. Igel (Ed.), Bildungsräume. Proceedings der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft : 5. bis 8. September 2017 in Chemnitz (pp. 209–219). Münster, New York: Waxmann.

Ferrari, A. (2012). Digital Competence in Practice: An Analysis of Frameworks . Sevilla: European Commission. Retrieved February 20, 2017, from http://ftp.jrc.es/EURdoc/JRC68116.pdf.
Ilomäki, L., Kantosalo, A., & Kakkala, M. (2011). What is digital competence? Retrieved February 20, 2017, from https://tuhat.helsinki.fi/portal/files/48681684/Ilom_ki_etal_2011_What_is_digital_competence.pdf.

JISC (2012). Developing Digital Literacies: Briefing Paper. Retrieved October 13, 2016, from http://www.jisc.ac.uk/media/documents/publications/briefingpaper/2012/Developing_Digital_Literacies.pdf.

JISC (2014). Developing Digital Literacies: Overview. Retrieved October 13, 2016, from https://www.jisc.ac.uk/guides/developing-digital-literacies.

Reinmann, G., Hartung, S., & Florian, A. (2013). Akademische Medienkompetenz im Schnittfeld von Lehren, Lernen, Forschen und Verwalten. Retrieved October 13, 2016, from http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2013/07/AkademischeMedienkompetenz_Reinmann_Hartung_Florian.pdf.

Roloff, S. (2003). Schriftliche Prüfungen: Skriptum. Hochschuldidaktisches Seminar. Retrieved March 24, 2017, from http://www.hochschuldidaktik.net/documents_public/A1_LP-Vorb-LZ_ttI0506.pdf.

Schermutzki, M. (2007). Lernergebnisse - Begriffe, Zusammenhänge, Umsetzung und Erfolgsermittlung.: Lernergebnisse und Kompetenzvermittlung als elementare Orientierungen des Bologna-Prozesses. Retrieved March 24, 2017, from http://opus.bibliothek.fh-aachen.de/opus/volltexte/2007/232/pdf/schermutzki_bologna_6_a5_sw.pdf.

Søby, M. (2003). Digital Competence: from ICT skills to digital "Bildung". University of Oslo: ITU.

Wedekind, J. (2004). Medienkompetenz an Hochschulen. In C. Bremer & K. Kohl (Eds.), E-Learning-Strategien und E-Learning-Kompetenzen an Hochschulen (pp. 267–279). Bielefeld: Bertelsmann.

Wedekind, J. (2008). Medienkompetenz für (Hochschul-)Lehrende. zeitschrift für e-learning, 3(2), 24–37.

Wedekind, J. (2009). Akademische Medienkompetenz. Schriftfassung der Virtuellen Ringvorlesung e-teaching.org vom 19.01.2009. Retrieved March 22, 2017, from http://www.e-teaching.org/projekt/organisation/personalentwicklung/medienkompetenz/Medienkompetenz_JW.pdf.

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Mr Michael Eichhorn (Goethe-Universität Frankfurt)

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