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Description
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Software Engineering; Fachdidaktik; Lernen und Reflexion; Kompetenzbilanzierung; ganzheitliche Kompetenzentwicklung
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Software Engineering (SE) beschäftigt sich mit der Entwicklung komplexer Software und benötigt ein hohes Maß an Interdisziplinarität. Das stellt das Lernen von SE vor große Herausforderungen, da die Komplexität eine ganzheitliche Kompetenzentwicklung und neben der Ausbildung von Fachwissen auch die Genese von überfachlichen Kompetenzen erforderlich macht. Dabei spielt in den pädagogischen Debatten der Reflexionsprozess eine bedeutende Rolle um das Gelernte bewusst anwenden und die Integration theoretischer Inhalte des Studiums in die Praxis erleichtern zu können Eine systematische Untersuchung der Bedeutung der Reflexion für den Lernprozess von Studierenden im SE fehlt jedoch bisher. Der Beitrag skizziert ein qualitatives Forschungsdesign, das den Reflexionsprozess der SE-Ausbildung systematisch erforscht. Im Fokus steht die Frage, wie die Reflexion von Studierenden im SE angeregt und durch den Einsatz eines lernprozessorientierten Kompetenzbilanzierungssystems unterstützt werden kann.
Promovierendenforum: <br>zu erwartende Resultate
Das Dissertationsvorhaben möchte dazu beitragen, den Reflexionsprozess der Studierenden im Software Engineering anzuregen und deren selbstorganisiertes Lernen zu fördern. Ergebnis ist die Entwicklung und Implementierung eines didaktischen Konzeptes zur Unterstützung des Reflexionsprozesses von Studierenden im Software Engineering und dessen Umsetzung. Neben der Anregung des Reflexionsprozesses entsteht ein entwicklungsorientiertes und lernprozessbegleitendes Kompetenzbilanzierungsinstrument, welches die Studierenden dabei unterstützt, sowohl ihre fachlichen als auch ihre überfachlichen Kompetenzen erkennen und benennen zu können sowie ihre Persönlichkeitseigenschaften und Handlungsfähigkeiten im Hinblick auf berufliche Aufgabenstellungen und Rollenbeschreibungen zu identifizieren. Sowohl die Anregung der Reflexionsfähigkeit als auch die Bilanzierung vorhandener Kompetenzen erlaubt es den Studierenden, wichtige Rückschlüsse für die Gestaltung ihrer individuellen Bildungs-, Berufs-, und Lebensbiografie zu ziehen, die vor dem Hintergrund der Zunahmen von dynamischen Handlungssituationen und der damit von den Individuen geforderten hohen Flexibilität im beruflichen und lebensweltlichen Bereich, unabdingbar sind. Ebenfalls ermöglicht die Kompetenzbilanz die Auseinandersetzung der Studierenden mit ihrem individuellen Entwicklungsstand und versetzt sie dadurch in die Lage, ihre individuellen Lernerfordernisse zu erkennen und sich auf Basis dessen Entwicklungsziele für ihren eigenen Lernprozess zu setzen.
Promovierendenforum: <br>Darstellung der Forschungsfrage
Wie kann die Reflexion von Studierenden im Software Engineering (SE) angeregt und durch den Einsatz eines entwicklungs- und lernprozessorientierten Kompetenzbilanzierungssystems unterstützt werden? Fragen in Bezug auf die Anregung der Reflexionsfähigkeit: Welche Kontextbedingungen und Besonderheiten ergeben sich bzgl. der Zielgruppe? Welchen Stellenwert hat Reflexion für SE-Studierende? Welche Möglichkeiten zur Förderung bestehen? Auf welchen Ebenen setzen diese an (z.B. Selbstreflexion)? Welche Hindernisse stören Reflexion und wie lassen sie sich überwinden? Welche Auswirkungen hat die Anregung auf den Lernprozess? Fragen in Bezug auf das Kompetenzbilanzierungssystem: Wie kann das System in den Studienverlauf eingebettet werden? Inwieweit kann der Einsatz die ganzheitliche Kompetenzentwicklung durch die Anregung von Reflexion und die Bilanzierung vorhandener Kompetenzen fördern? Welchen Einfluss hat dies auf den Lernprozess? Wie wird das System den Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht?
Promovierendenforum: <br>geplantes Untersuchungsdesign
Der Prozess der Reflexion schafft die Basis für das professionelle Handeln, da dadurch wiederholt Relationen zwischen erlebten Situationen und gelernten Generalisierungen hergestellt werden, die es ermöglichen aufgabengerechte Konsequenzen zu ziehen. Die Bedeutung der Reflexion wird auch im Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse herausgestellt. So ist die Fähigkeit zur Reflexion als Zeichen von Professionalität definiert und als Ausprägung des Kompetenzniveaus hochschulübergreifend von Absolventen eines Bachelorstudiengangs gefordert. Absolventen sollten demnach ihr Handeln kritisch in Bezug auf gesellschaftliche Erwartungen und Folgen reflektieren und autonom sachbezogene Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheiten hinterfragen.
Vor dem Hintergrund der dargelegten Bedeutung der ganzheitlichen Kompetenzförderung im Software Engineering und der Wichtigkeit der Reflexion der Lernprozesse erscheint es deshalb dringend notwendig, die angesprochenen Forschungsgesichtspunkte systematisch empirisch zu untersuchen.
Da es sich bei den dargelegten Forschungsfragen um qualitative Fragestellungen handelt, orientiert sich das geplante Untersuchungsdesign an der klassischen, Theorien generierenden qualitativen Erhebungsmethode, der Grounded Theory. Ziel ist es, die Kontextbedingungen des Reflexionsprozesses im Hinblick auf die Zielgruppe der Studierenden im Software Engineering sowie die Besonderheiten der Zielgruppe selbst in Bezug auf den Reflexionsprozess mittels qualitativer Interviews bzw. Beobachtungen zu analysieren. Je nach Ergebnis dieser ersten Untersuchung wird dann eine geeignete Methodik ausgewählt, welche den untersuchten Kontextbedingungen und den Besonderheiten der Zielgruppe gerecht wird und welche es ermöglicht, die den Reflexionsprozess bedingenden Faktoren zu evaluieren und individuelle Deutungsmuster der Reflexion zu untersuchen, um auf Basis dessen, vor dem Hintergrund pädagogischer Theorien (Subjektorientierung, Lebensweltorientierung, konstruktivistische Didaktik etc.), Konzepte zur zielgruppenspezifischen Förderung des Reflexionsprozesses zu entwickeln. In einem iterativen Forschungsablauf erfolgt auf Basis der prozessualen Integration dieser Ergebnisse die Untersuchung dieser Konzepte im Hinblick auf deren Eignung zur Anregung des Reflexionsprozesses. Dabei wird untersucht, ob und inwieweit sich die Anregung des Reflexionsprozesses auf den Lernprozess der Studierenden auswirkt. Auf Basis dieser Ergebnisse soll so dann ein in das didaktische Gesamtkonzept des Bachelorstudiengangs Informatik eingebettetes Kompetenzbilanzierungssystem entwickelt werden, welches die Studierenden durch die Erfassung ihrer fachlichen und überfachlichen Kompetenz dabei unterstützt, ihren individuellen Lernprozess kritisch zu reflektieren und ihr Leben im beruflichen und privaten Bereich selbstgesteuert gestalten zu können. Dieses System wird dann wiederum im Hinblick auf seine den Lernprozess bedingenden Faktoren untersucht.
Promovierendenforum: <br>theoretischer Hintergrund
Die Förderung von überfachlichen Kompetenzen wird in der Lehre von SE neben der Vermittlung von Fachwissen seit einigen Jahren zunehmend adressiert und steht dabei vor der Herausforderung, dass sich junge Studierende der Komplexität eines qualitativ hochwertigen Softwareentwicklungsprozesses oftmals noch nicht bewusst sind. Bei der SE handelt es sich um eine wissensintensive Fachdisziplin, die durch schnelle Entwicklungszyklen geprägt ist und in welcher Wissen einer sinkenden Halbwertszeit unterlegen ist. Die Tatsache, dass die Entwicklung von Software ein hohes Maß an interdisziplinärem Denken und einer systematischen Zusammenarbeit von verschiedenen Rollen (Anforderungsanalytiker, Softwarearchitekten, Tester etc.) innerhalb eines Entwicklungsprozesses benötigt, macht die Herausbildung von überfachlichen Kompetenzen und eine stetige ganzheitliche Kompetenzentwicklung im SE unverzichtbar, da technische Fähigkeiten zwar absolut notwendig, jedoch nicht hinreichend sind. Die Herausbildung der benötigten Kompetenzen ist in unserer technisierten Wissensgesellschaft dabei ebenso wichtig, wie bereits vorhandene Kompetenzen benennen zu können, da dies die Voraussetzung für die bewusste Gestaltung des individuellen Lebens und die Steuerung der eigenen Lernprozesse bildet. Bei der Bewältigung der Anforderungen im Studium und während erster praktischer Tätigkeiten erwerben die Studierenden fachliche und vor allem überfachliche Kompetenzen häufig beiläufig, indem sie Lösungen für praktische Aufgaben und Probleme suchen. Das Lernen findet aufgrund dessen oftmals unbewusst und zufällig statt. Der Reflexion der Lerngewinne, welche sich bei der Bewältigung der Aufgaben ergeben haben, wird in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zugesprochen, um das situativ Gelernte bewusst in anderen Kontexten anwenden und auf diese übertragen zu können und um die Integration theoretischer Inhalte des Studiums in die Praxis der Arbeits- und Lebenswelt zu erleichtern.
Promovierendenforum: <br>offene Fragen
Wie lässt sich eine Vertrauensbasis zu den Studierenden aufbauen, die es ermöglicht, die individuellen Deutungsmuster der Studierenden zu untersuchen?
Wie lässt sich überprüfen, ob sich der Reflexionsprozess verändert hat, wenn dieser Prozess selbst den Studierenden noch nicht bewusst ist?