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„Ich habe viel gelernt und mitgenommen. Vor allem die Vielzahl an methodischen Tipps unterstützt mich in meiner Lehre!“ Ist eine hochschuldidaktische Fortbildung gut verlaufen, werden vielfach Rückmeldungen wie diese von Lehrenden gegeben. Handlungsorientierung, Interaktion, Anwendung und Transfer der Inhalte in den eigenen Lehralltag sind die wesentlichen Merkmale eines Angebots für Lehrende, die sich hochschuldidaktisch weiter qualifizieren. Fortbildungen, in denen das eigene Methodenrepertoire erweitert wird, stehen hoch im Kurs und haben große Relevanz für die Professionalisierung. Doch wie steht es um Angebote, in denen der Mitnahmeeffekt der behandelten Inhalte sich nicht immer gleich in konkreten Methoden und Übungen abbilden lässt und die sich nicht direkt auf die nächste Lehrveranstaltung übertragen lassen?
Im dghd18-Workshop möchten wir mit Interessierten in die Diskussion zu reflexionsgestützten hochschuldidaktischen Angeboten zur Professionalisierung des Selbstverständnisses als Lehrende/r kommen.
Seit 2011 bieten wir Lehrenden die Fortbildung „Die Rolle(n) als Lehrende/r gestalten“ als festen Bestandteil des Basismoduls des Hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramms an. Die Schwerpunkte dieses Kurses liegen auf der Auseinandersetzung mit Erwartungen, die von unterschiedlichen Akteursgruppen an Lehrende gestellt werden, und auf der eigenen Haltung in der Rolle als Lehrende/r. Ziel ist, das eigene Selbstverständnis (weiter) zu entwickeln. Denn die Reflexionsfähigkeit spielt nicht nur für Studierende eine entscheidende Rolle in der Hochschule (vgl. z.B. Pellert, 1999). Die Teilnehmenden sind während der Fortbildung als Lernende aktiv, und nach Barnett (1990) ist die Reflexion im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Wissen der Kern hochschulischen Lernens. Dennoch steht die Auseinandersetzung mit Rolle(n) Lehrender nur selten im Fokus (Cendon, 2013).
In den sechs Jahren der bisherigen Umsetzung des Rollen-Workshops für Lehrende haben wir viele Anpassungen und Weiterentwicklungen des Konzepts vorgenommen. Dabei wurde die Reflexion als Schwerpunkt dieser Fortbildung handlungsleitend für die Planung der nächsten Umsetzung dieses Angebots. Dreh- und Angelpunkt unserer Auseinandersetzung in der Nach- und Vorbereitung dieser Fortbildung ist das Spannungsfeld zwischen der Anwendbarkeit, also der Ableitung des direkten Nutzens und der Tiefe der Auseinandersetzung, die in diesem Beispiel durch (Selbst-)Reflexion hergestellt wird.
Instrumente der Reflexion über die eigene Haltung und das Handeln im Lehr-Lerngeschehen werden im Vergleich zu Methodenworkshops häufig schlechter bewertet. Es ist nicht immer gleich ersichtlich, worin der Nutzen der Reflexion besteht. So ist es auch beim Lehrportfolio. Während Lehrenden sich der unmittelbare Nutzen bei einem Lehrportfolio als Bewerbungsinstrument (z.B. Auferkorte-Michaelis, 2015) direkt erschließt, verhält es sich beim Lehrportfolio als selbstreflexives Instrument mit dem Ziel der eigenen Professionalisierung anders. Auch hier ist die Hochschuldidaktik gefordert, den Wert der Reflexion des eigenen (Lehr-)Handelns zu verdeutlichen und den Spagat zwischen Mitnahmeeffekt und vertiefter Auseinandersetzung zu meistern.
Bei der dghd18 laden wir dazu ein, leitfragengestützt in den Austausch über das Spannungsfeld zwischen der direkten Anwendbarkeit und der reflexiven Tiefe hochschuldidaktischer Angebote zur Lehrprofessionalisierung zu kommen. Ziel ist, eigene Strategien für einen professionellen Umgang mit dieser Herausforderung zu entwickeln.
Literatur
Auferkorte-Michaelis, Nicole (2015): Die Dokumentation des Lehrprofils für Bewerbungskontexte. In: Werkstattreihe Wissenschaftskarriere. Handreichung für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Universität Duisburg-Essen.
Barnett, Ronald (1990): The Idea of Higher Education. Maidenhead and New York: The Society for research into Higher Education and Open University Press.
Cendon, Eva (2013): Reflective Learning und die Rolle der Lehrenden. In: Hofer et al. (Hg): Akademische Lehrkompetenzen im Diskurs. Theorie und Praxis. Münster: Waxmann.
Pellert, Ada (1999): Die Universität als Organisation. Die Kunst, Experten zu managen. Wien: Böhlau.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Personalentwicklung, HD Praxis, Wertediskurs