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Description
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Coaching, Personalentwicklung,Organisationsentwicklung
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Hintergrund: Zurecht wurde in der neueren Literatur zur Beratung an den Hochschulen darauf verwiesen, dass „professionelle Formate“ der Beratung einen „akzeptierten und verbindlichen Hand-lungsrahmen“ für Beratungen festlegen (Wildt und Wildt 2016). Diese Formate – besser wäre es wohl von Beratungskonzepten zu sprechen – stellen bei der Planung und Qualitätssicherung von Beratungsprozessen einen wichtigen Aspekt dar. In dem Beitrag möchte ich zeigen, wie im Rahmen eines personzentrierten Coaching-Konzepts (Fahr 2017) psychometrische Verfahren genutzt werden können. Dies geschieht am Beispiel des Einsatzes des Bochumer Inventars zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) im Rahmen des Coachings für Lehrende an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Soweit es aus vorliegenden Beschreibungen von Konzepten in der Coaching-Literatur zu erkennen ist, ist dies bislang im Bereich der Hochschule nur selten versucht worden. Zahlreiche Coaching-Konzepte berichten zumindest nicht davon (Bergstedt et al. 2016; Diez et al. 2016; Bessenrodt-Weberpals 2013). Bei (Auferkorte-Michaelis und Ruschin 2016, S. 93) wird der Einsatz des Teaching Perspectives Inventory zwar erwähnt, eine Darstellung eines darauf aufbauenden Beratungskonzepts erfolgt allerdings nicht.
Das von Hossiep entwickelte Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) ist ein gut validierter psychometrischer Test, für den eine umfangreiche Vergleichsgruppe von Fach- und Führungspersonen vorliegt (Hossiep und Paschen 2012). Die Teilnehmer/-innen beschreiben sich anhand von als 253 Items selbst; das gut aufbereitete Ergebnis zeigt die Selbstwahrnehmung in den Bereichen berufliche Orientierung, Arbeitsverhalten, Soziale Kompetenzen und psychische Konstitution. Damit werden 17 Persönlichkeitseigenschaften erfasst, die für die berufliche Arbeit wichtig sind. Welche Aspekte für Wissenschaftler und Lehrende dabei interessant sind, zeigt sich meist erst im Coaching. Generell kann jedoch hervorgehoben werden, dass Persönlichkeitsdispositionen wie Kontaktfähigkeit, Sensitivität, Durchsetzungsfähigkeit oder Begeisterungsfähigkeit (aus dem Bereich soziale Kompetenz) besonders für Lehrende oft von großer Bedeutung sind.
Vorgehensweise: Der Coaching-Prozess ist pesonzentriert (Fahr 2017) und läuft in drei Schritten ab. In der ersten Sitzung gibt es ein Vorgespräch, in dem die Fragestellungen und Erwartungen des Coachees geklärt werden. Es findet auch eine Vorprüfung statt, ob das Coaching-Konzept für diesen Klienten passend ist. In der zweiten Sitzung werden die Ergebnisse detailliert besprochen indem die Ergebnisse anhand persönlicher Erfahrungen – meistens aus der Arbeitswelt Universität und dem Umgang mit Studierenden – situationsgenau analysiert werden. Dies ermöglicht erste persönliche Entwicklungsziele zu formulieren, die dritte Sitzung dient dazu, diesen Prozess soweit dies möglich ist zu vertiefen, mögliche Verunsicherungen aufzufangen und die Hoffnung auf persönliche Entwicklung zu stärken. Am Ende wird der Coaching-Prozess gemeinsam evaluiert. Dieses Konzept wurde mit acht Lehrenden / Forschenden erprobt. Die Evaluationen fielen durchwegs positiv aus, die Teilnehmer empfanden die Vorgehensweise als einen großen persönlichen Gewinn.
Diskussion: Es zeigte sich, dass es besonders wichtig war, das Verfahren in ein gutes prozessorientiertes und personzentriertes Coaching einzubetten. Missverständnisse mussten verhindert werden, insbesondere die Vorstellung, dass es sich um unveränderliche Persönlichkeitseigenschaften handelt. Die Beratungsprozesse waren emotional sehr tief und ermöglichten damit die Entwicklung teilweise gänzlich neuer Perspektiven, insbesondere im Umgang mit Vorgesetzten, Kolleg/-innen und Studierenden. Insgesamt kann die Vorgehensweise den Lehrenden in einer effizienten Weise helfen, sich selbst besser einzuschätzen und viel gezielter sinnvolles Feedback zu erfragen und damit ihr Selbstbild mit unterschiedlichen Fremdbildern abzugleichen.
Literaturverzeichnis
Auferkorte-Michaelis, Nicole; Ruschin, Sylvia (2016): Hochschuldidaktisches Coaching - Kompetenz-entwicklung für Studium und Lehre durch individualisierte Beratungsangebote an der Universität Duisburg-Essen. In: Eike Hebecker, Birgit Szczyrba und Beatrix Wildt (Hg.): Beratung im Feld der Hochschule. Formate - Konzepte - Strategien - Standards. Wiesbaden: Springer, S. 89–96.
Bergstedt; Friederike; Schmohr, Martina; Tillmann, Anja (2016): Vielfältig und passgenau - Coaching als Bestandteil akademischer Personalentwicklung an der Ruhr-Universität Bochum. In: Eike Hebecker, Birgit Szczyrba und Beatrix Wildt (Hg.): Beratung im Feld der Hochschule. Formate - Konzepte - Strategien - Standards. Wiesbaden: Springer, 77–87.
Bessenrodt-Weberpals, Monika (Hg.) (2013): Coaching als Türöffner für gute Lehre. Auf dem Weg zu einer studierendenzentrierten Lehr- und Lernkultur. 1. Aufl. Augsburg: ZIEL (Grundlagen der Weiterbildung).
Diez, Alexandra; Hund, Alexandra; Klink, Katrin (2016): Coaching im Kontext der strategischen Personalentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie. In: Eike Hebecker, Birgit Szczyrba und Beatrix Wildt (Hg.): Beratung im Feld der Hochschule. Formate - Konzepte - Strategien - Standards. Wiesbaden: Springer, S. 65–76.
Fahr, Uwe (2017): Coaching an der Hochschule. Grundlagen und Impulse für Coaches und Hochschulangehörige. 1. Auflage 2017. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden (essentials).
Hossiep, Rüdiger; Paschen, Michael (2012): Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlich-keitsbeschreibung - 6 Faktoren. Modul zur Selbstbeschreibung. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.
Kanning, Uwe Peter; Kempermann, Hang (2012): Fallbuch BIP. Das Bochumer Inventar zur berufs-bezogenen Persönlichkeitsbeschreibung in der Praxis. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.
Wildt, Beatrix; Wildt, Johannes (2016): Entwicklungen von Beratung im Feld der Hochschuldidaktik. Perspektiven einer Professionalisierung. In: Eike Hebecker, Birgit Szczyrba und Beatrix Wildt (Hg.): Beratung im Feld der Hochschule. Formate - Konzepte - Strategien - Standards. Wiesbaden: Sprin-ger, S. 17–41.