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Die Studienabbruchquoten in den MINT-Fächern und insbesondere der Mathematik sind nach wie vor hoch (Dieter und Törner, 2012). In der öffentlichen Diskussion – sowohl in den Medien (z.B. Spiegel online, 2014) als auch in Studienwahlführern und den Selbstdarstellungen der Fakultäten – werden häufig Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz als wichtige Eigenschaften für zukünftige Studierende der Mathematik genannt.
Gleichzeitig gibt es bisher aber wenige Studien, die sich mit dem Einfluss von Frustrationstoleranz und Hartnäckigkeit (insbesondere in Mathematik) auf den Studienerfolg und Studienabbrüche beschäftigen. Eine Ausnahme stellt die Studie von Wilde (2012) dar, wobei diese allerdings fachunabhängig ist.
Ausgehend von Haaks Übergangsmodell (2017) wird diskutiert, inwiefern sich die aus der Psychologie stammende Theorie zur hartnäckigen Zielverfolgung und flexiblen Zielanpassung (Brandstädter und Renner, 1990) auf den Übergang Schule – Hochschule übertragen lässt und einen Beitrag leisten kann, um Probleme und Entscheidungsprozesse in der Übergangsphase zu verstehen.
Das Übergangsmodell von Haak beschreibt den Übergang von der Schule zur Hochschule als einen Prozess, währenddessen die Studierenden ihren eigenen Lernprozess mit den Lernergebnissen und Anforderungen der Hochschule vergleichen. Es kommt somit zu einem Vergleich zwischen Soll- und Istzustand. Eine zu geringe Passung zwischen Soll- und Istzustand führt laut Haak zu einer Krisensituation. Diese kann entweder durch die Änderung der äußeren Bedingungen bewältigt werden, was sich als Studienabbruch oder Studienfachwechsel zeigt. Außerdem ist eine Anpassung der inneren Bedingungen, zu denen z.B. das Lernverhalten aber auch Einstellungen und Motive gehören, möglich. Haaks Modell kann jedoch nicht erklären, warum einzelne Studierende eher zu der Anpassung der äußeren oder inneren Bedingungen neigen.
Die Theorie zur hartnäckigen Zielverfolgung und flexiblen Zielanpassung kann hier einen Beitrag zum Verständnis dieser Entscheidungsprozesse liefern. Sie postuliert zwei orthogonale Bewältigungsmodi, welche in krisenhaften Situationen, in denen gesteckte Ziele schwer zu erreichen sind, zum Einsatz kommen. Der Modus der assimilativen Persistenz zielt auf das Aktivieren aller Ressourcen zur hartnäckigen Verfolgung der gesteckten Ziele, während der Modus der akkommodativen Flexibilität auf die Anpassung der eigenen Ziele und Wünsche an die gegebenen Bedingungen abzielt. Beide Modi beeinflussen die Entscheidungsfindung in Krisensituationen. Brandstädter und Renner (1990) postulieren, dass zwar beide Modi in den Menschen angelegt sind, sie jedoch eine Disposition für einen der Modi besitzen können. Diese Disposition kann über die von Brandstädter und Renner (1990) entwickelten Skalen zur hartnäckigen Zielverfolgung und flexiblen Zielanpassung erfasst werden.
Im Kontext der Übergangsproblematik Schule – Hochschule gehen wir davon aus, dass Studierende mit einer Disposition zur hartnäckigen Zielverfolgung weniger gefährdet sind, ihr Studium aufzugeben und die Übergangsphase eher erfolgreich bewältigen können. Leitfadengestützte Interviews mit Studienabbrechern sowie Studierenden mit Abbruchneigung in Mathematik lieferten erste Hinweise zur Unterstützung dieser These. Eine erste quantitative Studie mit Mathematik-Studierenden im zweiten Semester (N=119) an der Ruhr-Universität Bochum zeigte zudem signifikante Unterschiede in der hartnäckigen Zielverfolgung zwischen Studierenden, die nicht zur Klausur am Ende des zweiten Semesters antraten, Studierenden, welche die Klausur nicht bestanden, und solchen die bestanden. Wie erwartet, zeigten die Studierenden, die nicht antraten, die geringste Disposition zur hartnäckigen Zielverfolgung und Studierende, die bestanden, zeigten die größte Disposition zur hartnäckigen Zielverfolgung. Allerdings konnte kein signifikanter Unterschied in der flexiblen Zielanpassung zwischen den drei Studierendengruppen gezeigt werden.
Literatur:
Brandtstädter, J., & Renner, G. (1990). Tenacious goal pursuit and flexible goal adjustment: Explication and age-related analysis of assimilative and accommodative strategies of coping. Psychology and Aging, 5, 58–67.
Dieter, M. & Törner, G. (2012). Vier von fünf geben auf. Forschung und Lehre, 19(10), 826–827
Haak, I. (2017). Maßnahmen zur Unterstützung kognitiver und metakognitiver Prozesse in der Studieneingangsphase. Eine Design-Based-Research-Studie zum universitären Lernzentrum Physiktreff. Berlin: Logos-Verlag
Wilde, J. (2012). The Relationship between Frustration Intolerance and Academic Achievement in College. International Journal of Higher Education, 1(2), 1–8.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Fachdidaktik/Fachkultur, HD Grundlagenforschung, Studienabbruch, Studienerfolg