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Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Eine durchgängige und systematische Sprachförderung wird von Wissenschaftlern aus der Erzieh-ungs¬wissenschaft und den an der Lehrerausbildung beteiligten Fachdisziplinen seit längerer Zeit als Regelaufgabe der Bildungsinstitutionen gefordert. Den meisten Fachlehrkräften ist diese Forderung zwar bewusst, sie fühlen sich jedoch nicht ausreichend vorbereitet (Becker-Mrotzek 2012). Welche Kompetenzen Lehrkräfte benötigen und wie diese Kompetenzen durch die Ausgestaltung der universitären Lerngelegenheiten am besten angebahnt werden können, war bislang ist jedoch bisher weitgehend unklar. Das im DaZKom-Projekt entwickelte Kompetenzkonstrukt liefert erste Hinweise, dass Lehrkräfte Kompetenzen in den Bereichen Fachregister, Mehrsprachigkeit und Didaktik benötigen (Köker et al. 2015). Basierend auf diesen Bereichen wurde zudem ein Testinstrument (DaZKom-Test) entwickelt und validiert, das diese Kompetenzen misst (Hammer et al. 2015) und das es ermöglicht Lerngelegenheiten zu evaluieren.
Diese Dimensionen wurden im WS 2015/2016 an der Leuphana Universität Lüneburg im Rahmen des 14-wöchigen Seminars Sprachpraxis im interkulturellen Kontext: Spracherwerb und Sprachenlernen in Form eines innovativen Lehrkonzepts umgesetzt. Das Seminar wurde in drei verschiedenen Formaten angeboten:
(1) 100% online
(2) 100% face-to-face
(3) Hybrid (50% online, 50% face-to-face)
An das Seminar wurde ein Begleitforschungsprojekt angebunden, das sich mit folgenden Forschungsfragen beschäftigt hat:
(1) Inwieweit verändert sich die Kompetenz von Lehramtsstudierenden bezüglich des Umgangs mit mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern über einen Zeitraum von 14 Wochen?
(2) Ergeben die unterschiedlichen Seminarformate unterschiedliche Kompetenzzuwächse?
(3) Wie werden die Seminarformate von den Studierenden in Bezug auf die Seminarinhalte und den selbstberichteten Lernzuwachs wahrgenommen?
In einem Prä-Post-Design wurden dafür die Kompetenz der Lehramtsstudierenden im Umgang mit mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern (Köker et al. 2015) sowie soziodemographische Daten erhoben. Darüber hinaus wurde eine Skala zur Erfassung der Lerngelegenheiten im Bereich Deutsch als Zweitsprache eingesetzt. Über das Evaluationssystem der Universität wurden zudem die wahrgenommenen Erfahrungen der Studierenden erfasst, um deren Zufriedenheit gegenüber den verschiedenen Formaten abzubilden. Insgesamt haben 72 Lehramtsstudierende teilgenommen. Die Studierenden wurden den drei Seminarformaten zufällig zugeordnet.
Analysen weisen darauf hin, dass die Kompetenz der Lehramtsstudierenden im Umgang mit mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern über die 14-wöchige Seminarzeit hinweg steigt. Bezieht man alle Probanden (n = 72) in die Analyse mit ein, ergibt sich ein Kompetenzzuwachs mit einer Effektstärke von Cohen's d = 0.46 (t = -5.78, r = 0.63), die als mittlerer Effekt gewertet werden kann (Cohen 1988). Bezogen auf die unterschiedlichen Seminarformate ergibt sich folgendes Bild: Die Ergebnisse des asymptotischen Wilcoxon-Tests, der für den Vergleich kleiner Stichproben geeignet ist, zeigen, dass das Face-to-face-Format (z = -2.93, p < 0.05, n = 26, r = 0.57) und das Online-Format (z = -2.72, p < 0.05, n = 23, r = 0.56) deutliche Effekte auf die Kompetenzentwicklung der Lehramtsstudierenden hatten. Bezogen auf das Hybrid-Format lassen sich jedoch keine signifikanten Effekte zeigen (z = -1.56, p = n.s., n = 23, r = 0.32).
Die Seminarevaluation zeigt ein anderes Bild. Hier waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Online-Formats am unzufriedensten mit dem Format (3,9 von 5 Punkten). Im Vergleich dazu waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hybrid- und des Face-to-face-Formats mit 4,5 von 5 Punkten sehr zufrieden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Online-Formats berichten ebenso den geringsten Lernzuwachs im Vergleich zu den anderen Seminarformaten (3,5 im Vergleich zu 3,8 und 4,0).
Im Vortrag sollen die Studie und die an die Forschungsfragen anknüpfenden Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden. Eine erste Interpretation der Daten legt nahe, dass ein konsistentes Lehrformat, ob online oder face-to-face, höhere Effekte bezüglich des Kompetenzzuwachses zeigt als ein nicht-konsistentes (hybrides) Format. Aus der Zufriedenheitsbefragung lässt sich allerdings schließen, dass es Phasen der Präsenzlehre geben muss, um Studierende zu überzeugen.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Fachdidaktik
Angewandte Forschung
Bildungspolitik