February 27, 2018 to March 2, 2018
Karlsruher Institut für Technologie
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„Der Dozent sollte sich mehr einbringen und nicht nur die Studierenden alles machen lassen!“ Eine empirische Untersuchung zu Brainwalking, Thesenpapier, Forschungswerkstatt und Rollenspiel

Mar 1, 2018, 1:00 PM
45m
Karlsruher Institut für Technologie

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Poster Postersession

Speaker

Bastian Hodapp (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Description

Aufgrund der Unzufriedenheit von Studierenden und Dozent mit bisherigen Formaten referatebasierter Seminare wurde ein Seminarkonzept entwickelt, erprobt und evaluiert, bei welchem vier alternative Veranstaltungsmethoden (Brainwalking, Thesenpapier, Forschungswerkstatt, Rollenspiel) eingesetzt wurden. Es wurde der Frage nachgegangen, wie die Studierenden die vier Seminarmethoden u.a. hinsichtlich folgender Aspekte bewerten: a) Interesse an den Inhalten der jeweiligen Seminarsitzung, b) Wissenszuwachs, c) eigene aktive Beteiligung an der Lehrveranstaltung, d) persönliches Wohlgefühl während der Seminarsitzung, e) Engagement der Mitstudierenden, f) die Eignung der eingesetzten Methoden für die Vermittlung des Inhalts. Für die Auswertung wurden die Daten von 57 Fragebögen von Studierenden im Masterstudiengang Erziehungswissenschaften berücksichtigt. Die inferenzstatistische Testung mittels einfaktorieller Varianzanalyse ergab, dass sich mindestens zwei Gruppen (Methoden) signifikant voneinander unterscheiden (F(3,54)=4.667, p=.006). Die Post-Hoc-Tests ergaben, dass die Methode Rollenspiel signifikant besser bewertet wurde als die Methoden Thesenpapier (p=.028) und Forschungswerkstatt (p=.010).

Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.

Einleitung und theoretischer Hintergrund: „Studierende gestalten ‚Frontalunterricht‘“, „der Dozent sollte sich mehr einbringen und nicht nur die Studierenden alles machen lassen!“, „weniger Referate!“. Das sind drei Evaluationsrückmeldungen von Studierenden zu einer Lehrveranstaltung, in welcher überwiegend mit Referaten gearbeitet wurde. Aufgrund dieser Unzufriedenheiten (auch des Dozenten) wurde das Seminar im darauffolgenden Semester mit alternativen Veranstaltungsmethoden (Brainwalking, Thesenpapier, Forschungswerkstatt, Rollenspiel) gestaltet.
Beim Brainwalking als einer Synthese aus Brainstorming und Brainwriting verspricht man sich zusätzlich die simultane Bearbeitungen mehrerer Fragestellungen sowie die Förderung ungewöhnlicher Assoziationen und Analogiebildungen (Preiser & Buchholz, 2008). Thesenpapiere werden u.a. als Alternative zu Referaten diskutiert und zeichnen sich vor allem durch ihr Potential zur Evozierung kontroverser Diskussionen aus (Sesink, 2012). Gerade in der qualitativen Sozialforschung verfügen Forschungswerkstätten über eine längere Tradition (Nittel, 1999) und man verbindet mit diesem Format etwa im Rahmen der Datenanalyse eine gesteigerte Wirksamkeit durch interaktive Prozesse (Pilch-Ortega, 2015). Außerdem eignet sich dieses Format zur Initiierung und Weiterentwicklung von Reflexions- und Professionalisierungsprozessen (Böing, 2009). Mit dem Rollenspiel als Seminarmethode lassen sich Inhalte erlebnisorientiert erschließen (Knoll, 2007) sowie Handlungs- und Praxiskompetenzen vermitteln (Münter, 2009; Quilling & Nicolini, 2009, Ulrich, 2016).

Methode: Fragestellung: Wie bewerten die Studierenden die vier Seminarmethoden u.a. hinsichtlich folgender Aspekte: a) Interesse an den Inhalten der jeweiligen Seminarsitzung, b) Wissenszuwachs, c) eigene aktive Beteiligung an der Lehrveranstaltung, d) persönliches Wohlgefühl während der Seminarsitzung, e) Engagement der Mitstudierenden, f) die Eignung der eingesetzten Methoden für die Vermittlung des Inhalts?
Um diese Frage zu beantworten, kam ein selbst konstruierter Fragebogen zum Einsatz. Dieser besteht aus 13 Items im sechsstufigen Antwortformat (1 = "stimme nicht zu" bis 6 = "stimme voll zu").
Um Zeiteffekte kontrollieren zu können, wurden die Methoden einmal in der ersten und einmal in der zweiten Semesterhälfte eingesetzt. Neben der Berechnung deskriptivstatistischer Kennwerte wurden Korrelations- und multivariate Varianzanalysen durchgeführt.
Beschreibung der Stichprobe: Bei den Teilnehmenden der Studie handelt es sich um Masterstudierende im Studiengang Erziehungswissenschaft. Insgesamt wurden k=58 Fragebögen in die Auswertung einbezogen.

Ergebnisse (Auszüge): Die Seminarsitzungen wurden beim Einsatz des Brainwalkings von den Studierenden als am interessantesten beurteilt (M=5.31, SE=.20). Am wenigsten interessant erlebten sie die Sitzungen, in denen Thesenpapiere (M=4.85, SE=.22) und Forschungswerkstätten (M=4.88, SE=.23) eingesetzt wurden. Der größte Wissenszuwachs wird ebenfalls dem Brainwalking (M=4.63, SE=.24), der geringste der Forschungswerkstatt zugeschrieben (M=3.88, SE=.24). Die Sitzungen mit den Forschungswerkstätten schnitten jedoch am besten hinsichtlich der Einschätzung des Wohlgefühls ab (M=4.94, SE=.23). Die niedrigsten Werte diesbezüglich finden sich beim Thesenpapier (M=4.69, SE=.25). Nach Ansicht der Studierenden waren die Rollenspiele am besten in der Lage, die Inhalte der Seminarsitzung zu vermitteln (M=5.25, SE=.27), den Forschungswerkstätten gelang dies am schlechtesten (M=4.06, SE=.24).
Im Rahmen der Korrelationsanalysen zeigten sich einige erwartungskonforme hohe Korrelationen zwischen den Items des Fragebogens. Beispiel: Die Einschätzung des eigenen Wissenszuwachs korrelierte vergleichsweise hoch mit dem Interesse für die Inhalte der Seminarsitzung (r[58]=.60, p<.001). Gleichzeitig ergaben sich jedoch auch überraschend niedrige Korrelationen zwischen Merkmalen, bei denen ein höherer Zusammenhang vermutet wurde, etwa zwischen dem Interesse für die Inhalte einer Sitzung und der Eignung der Lehrmethoden für die Vermittlung der Inhalte (r[58]=.31, p=.017).
Um inferenzstatistisch zu überprüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen den eingesetzten Seminarmethoden (UV) und den Items des Fragebogens (AVs) gibt, wurde eine multivariate Varianzanalyse durchgeführt. Mittels der Teststatistik von Wilks-Lambda=.394, F(36,125) =1.285, p=.158 konnte jedoch kein statistisch signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden.

3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)

HD Praxis, HD Grundlagenforschung, Angewandte Forschung, Fachdidaktik/Fachkultur

Primary author

Bastian Hodapp (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

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