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Hintergrund: Hochschuldidaktischer Forschung und Praxis ist seit langem bekannt, dass gute Hochschullehre auf intellektueller Begeisterung und interpersonellen Fähigkeiten beruht (Winteler und Bartscherer 2008, S. 22). Das Erlernen hochschuldidaktischer Kompetenzen hängt daher wesentlich davon ab, sich persönlicher Stärken bewusst zu werden und Persönlichkeitseigenschaften nicht als gegeben hinzunehmen. Stattdessen kommt es vielmehr darauf an, die Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung zu erkennen und zu nutzen. Das Erlernen der Hochschuldidaktik ist daher nicht allein ein kognitives Lernen, sondern auch ein Lernen, das eine Veränderung als Person umfasst. Coaching als Förderung der personalen Kompetenzen ist aus dieser Sicht, ein gutes Instrument, um Lehrkompetenz zu fördern. Wir möchten zeigen, was ein prozessorientiertes Coaching (Fahr 2017; Straumann 2006), das multidimensional aufgebaut ist, dazu beitragen kann.
Um die These, dass ein prozessorientiertes Coaching für die Entwicklung der Lehrkompetenz förderlich ist, zu untersuchen, haben wir ein multidimensionales Coaching-Konzept entwickelt, von dem wir vermuten, dass es die Persönlichkeitsentwicklung von Lehrenden optimal und situationsgerecht fördern kann. Multidimensional bedeutet, das Coaching im Einzelpersonensetting mit Coaching im Gruppensetting verbunden wird. Im Gruppencoaching arbeiten zwei Coaches als Team und zusätzlich unterstützen sich die Teilnehmer durch Peer-Coaching. Die Coachings im Einzelsetting können sehr variabel gestaltet werden, z.B. als fachorientierte Beratung, auf der Grundlage psychometrisch fundierter Tests (zum Einsatz siehe (Hossiep und Mühlhaus 2015)) oder mit einem Schwerpunkt auf persönlichen Fragestellungen. Soweit es sich in der Literatur erkennen lässt, werden ähnliche multidimensionale Coaching-Konzepte anderweitig nicht angeboten (Hebecker et al. 2016). Wir haben zwischen 2015 und 2017 dieses Coaching-Konzept zwei Mal als Pilotprojekt durchgeführt. Es wurde als Kurs im Rahmen des offenen Programms unserer Einrichtung angeboten. Dabei nahmen insgesamt 16 Personen teil.
Ergebnisse: Im Vordergrund der Coachings standen insbesondere die Klärung der beruflichen Rolle sowie persönlicher Herausforderungen im Rahmen der Karriere. Insbesondere Themen wie der Umgang mit Autonomie und Abhängigkeit, die Zugehörigkeit zu benachteiligten Gruppen (Frauen, Herkunft aus bildungsfernen Schichten) oder der Umgang mit Kränkungen spielen dabei eine Rolle (Fahr 2017). Die dahinterstehenden Problemkonstellationen wirken sich nach den Beschreibungen der Teilnehmenden immer wieder im Lehrverhalten aus. Darüber hinaus standen auch Persönlichkeitseigenschaften wie die „Begeisterungsfähigkeit“ zur Diskussion. So engagieren sich Lehrende mit Begeisterung für ihr Fach, bringen dies jedoch in Lehrsituationen nicht adäquat zum Ausdruck und werden daher von den Studierenden als desinteressiert und passiv wahrgenommen. Im multidimensionalen Coaching konnte gezielt an Selbst- und Fremdbild gearbeitet werden und Anregungen zur persönlichen Weiterentwicklung gegeben werden, da neue Erfahrungen in den verschiedenen Coaching-Situationen miteinander verbunden werden konnten. Unsere Evaluationen zeigen insgesamt eine sehr hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden mit dem Konzept (78 % sehr hoch, 22 % hoch). Im Rahmen qualitativer Evaluationen wird das Konzept als sehr individuell, persönlich sehr hilfreich für die Rolle als Lehrende/r, aber auch als „intensiv“ beschrieben. Die unterschiedlichen Perspektiven auf die individuelle Situation durch ein multidimensionales Coaching ermöglichen eine „Klärung“ der eigenen beruflichen Situation sowie der individuellen Entwicklungsmöglichkeiten als Lehrende/-r.
Literaturverzeichnis:
Fahr, Uwe (2017): Coaching an der Hochschule. Grundlagen und Impulse für Coaches und Hochschulangehörige. Wiesbaden: Springer (essentials).
Hebecker, Eike; Szczyrba, Birgit; Wildt, Beatrix (Hg.) (2016): Beratung im Feld der Hochschule. Formate - Konzepte - Strategien - Standards. Wiesbaden: Springer.
Hossiep, Rüdiger; Mühlhaus, Oliver (2015): Personalauswahl und -entwicklung mit Persönlichkeitstests. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.
Straumann, Ursula (2006): Personzentriertes Coaching und Supervision. Ein interdisziplinärer Balanceakt. Kröning: Asanger.
Winteler, Adi; Bartscherer, Hans-Christoph (2008): Professionell lehren und lernen. Ein Praxisbuch. 3. Aufl., Nachdr. der 2., durchges. Aufl. Darmstadt: Wiss. Buchges.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Personalentwicklung, Coaching, Persönlichkeitsentwicklung
