February 27, 2018 to March 2, 2018
Karlsruher Institut für Technologie
Europe/Berlin timezone

Pragmatistische Perspektiven für Konzepte der Hochschuldidaktik – Potenziale des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse

Feb 28, 2018, 5:15 PM
1h
Geb. 20.30 SR 0.014 (Karlsruher Institut für Technologie)

Geb. 20.30 SR 0.014

Karlsruher Institut für Technologie

Beitrag für Impulsforum Impulsforum 6

Speakers

Dr Rüdiger Wild (Fernuniversität in Hagen)Prof. Uwe Elsholz (Fernuniversität in Hagen)

Description

Die KMK hat 2017 einen neuen Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) verabschiedet. Dieser bietet für die Hochschuldidaktik relevante Anknüpfungsunkte und enthält ein Kompetenzmodell, das explizit auf das Kompetenzverständnis des Deutschen Bildungsrats rekurriert. Um ein solches handlungsorientiertes Kompetenzverständnis fundiert umsetzen bzw. für konkrete Konzeptionen fruchtbar machen zu können, erscheint der Bezug zum Pragmatismus als äußerst gewinnbringend. Für den Pragmatismus ist es wichtig zu betonen, dass nur durch eigene Handlungen und Erfahrungen (experience) individuell gelernt werden kann. Gegenstand des Beitrags wird es zum einen sein, die Frage zu klären, was den Pragmatismus ausmacht und warum er besonders für hochschuldidaktische Kontexte als geeignet erscheint. Dies geschieht bspw. im Hinblick auf die Bedeutsamkeit von Handlungen für menschliche Lern- und Erkenntnisprozessen sowie das Verhältnis von Theorie und Praxis. Trotz des HQR als aktuellem bildungspolitischem Anlass versteht sich der Vortrag als Beitrag zu einer stärkeren lern- und erkenntnistheoretischen theoretischen Grundlegung der Hochschuldi-daktik.

Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.

Hochschuldidaktik als Verbindung von Forschung, Politik und Praxis hat als eine Aufgabe, bildungs-politische Entwicklungen theoretisch zu reflektieren. Im Februar 2017 hat die KMK einen neuen Qualifi-kationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) verabschiedet, der gemeinsam mit HRK und BMBF erarbeitet wurde (KMK 2017). Dieser Qualifikationsrahmen bietet für hochschuldidaktische Forschung und Entwicklung bisher ungenutzte Anknüpfungsunkte und enthält insbesondere ein Kompe-tenzmodell, das explizit auf die Arbeiten von Heinrich Roth und damit an das Kompetenzverständnis des Deutschen Bildungsrats rekurriert. Es erscheint damit aus einer erziehungswissenschaftlichen Perspektive hoch anschlussfähig und kann einem verkürzten Kompetenzverständnis, das im Zuge der Umsetzung der Bologna-Reform verbreitet war (vgl. Schaper 2012, S. 15), entgegenwirken. Ausgewie-sen werden Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz als Kompetenzbereiche des DQR, die jeweils für den hochschulischen Kontext eine Spezifizierung erfahren.

 Abbildung 1: Kompetenzmodell des HQR (KMK 2017)

Um ein solches handlungsorientiertes Kompetenzverständnis auch lern- und erkenntnistheoretisch fundiert umsetzen bzw. für konkrete Konzeptionen fruchtbar machen zu können, erscheint uns der Bezug zum Pragmatismus als äußerst gewinnbringend. Dem Pragmatismus, dessen Bedeutung für die Pädagogik vor allem auf die Arbeiten John Deweys (z.B. 2017, 2011) zurückzuführen ist, gilt Handeln als die wesentliche erkenntnistheoretische Kategorie. Anlass für solch ein Lernen durch Handlungen können konkrete lebensweltliche Probleme des Individuums, aber auch – wie gezeigt werden soll – wissenschaftliche Herausforderungen sein. Für den Pragmatismus ist es wichtig zu betonen, dass nur durch eigene Handlungen und Erfahrungen (experience) individuell gelernt werden kann.
Gegenstand des Beitrags wird es zum einen sein, diese angenommene Anschlussfähigkeit wesentlicher Leitlinien des HQR an pragmatistische Überlegungen zu begründen, mithin also die Frage zu klären, was denn den Pragmatismus ausmacht und warum er besonders auch für hochschuldidakti-sche Kontexte als geeignet erscheint. Dies geschieht bspw. im Hinblick auf die Bedeutsamkeit von Handlungen für menschliche Lern- und Erkenntnisprozessen sowie das Verhältnis von Theorie und Praxis, die beide im Pragmatismus eine prominente Rolle spielen. Ebenso soll der von Dewey be-schriebene Inquiry-Ansatz als Sichtweise eines pragmatistisch verstandenen Untersuchungs- und Forschungsprozesses thematisiert werden, und ins Verhältnis zu Konzepten des forschenden Lernens gestellt werden.
Vor diesem Hintergrund werden abschließend Schlussfolgerungen und Impulse für hochschuldidakti-sche Konzeptionen gezogen. Betrachtet werden dabei etwa die epistemologische Begründung einer stärkeren Theorie-Praxis-Verzahnung oder ein dem Forschungsprozess nachempfundenes Lernhan-deln im Pragmatismus, aber auch Möglichkeiten einer theoretisch begründeten subjektiven Ausrich-tung hochschuldidaktischer Prozesse, die etwa auf umfassende und handlungsorientierte Kompeten-zentwicklungen sowie konstruktives und reflexives Lernen zielen. In diesem Zusammenhang soll zudem das Potenzial digitaler Medien für eine Umsetzung solcher pragmatistischen und am HQR orientierten Lernvorstellungen angedeutet werden.
Trotz des HQR als aktuellem bildungspolitischem Anlass versteht sich der geplante Vortrag in erster Linie als Beitrag zu einer stärkeren Grundlegung der Hochschuldidaktik und will versuchen, diese mit Hilfe pragmatistischer Sichtweisen theoretisch zu informieren.

Literatur:
Dewey, J. (2017). Erfahrung und Natur. Berlin: de Gruyter
Dewey, J. (2011). Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Wein-heim: Beltz
Schaper, N. (2012). Fachgutachten zur Kompetenzorientierung in Studium und Lehre. Verfügbar unter https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/fachgutachten_kompetenzorientierung.pdf. Zugegriffen: 30. August 2017
KMK (2017). Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2017/2017_02_16-Qualifikationsrahmen.pdf. Zugegriffen: 29. April 2017.

3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)

HD Grundlagenforschung, Bildungspolitik, Pragmatismus

Primary author

Prof. Uwe Elsholz (Fernuniversität in Hagen)

Co-author

Dr Rüdiger Wild (Fernuniversität in Hagen)

Presentation materials

There are no materials yet.

Peer reviewing

Paper