Speaker
Description
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Kontaktzone Text. Schreiben und Publizieren über Lehre als transdisziplinäres
und transprofessionelles Übersetzen
Fachbezogene Hochschuldidaktik ist auf die Vermittlung zwischen didaktischen
Diskursen und Fachdiskursen angewiesen. Dafür sind Kontaktzonen notwendig, in
denen Lehrende und Hochschuldidaktiker_innen Übersetzungsarbeit leisten und
gemeinsam fachbezogen didaktische Expertise entwickeln, für unterschiedliche
Kontexte anpassen und weitergeben.
Der Beitrag stellt konzeptionelle Überlegungen und erste Ergebnisse eines
Praxisforschungsprojekts zur Diskussion, mit dem solche Kontaktzonen am Beispiel
geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer systematisch beschrieben und
Empfehlungen für die fachbezogene hochschuldidaktische Praxis entwickelt werden.
Geplant sind mehrere theoriegeleitete Fallstudien, in denen Praktiken des Austauschs
und der Entwicklung anhand von lehrbezogenen Publikationen, Veranstaltungen und
Fachnetzwerken untersucht werden und Akteure zu Wort kommen, die als
„Grenzgänger*innen“ Austausch zwischen Communities und Kooperation ermöglichen
und gestalten.
Obgleich das Projekt aus der Praxis und für die Praxis konzipiert wurde, werden auch
Anregungen für die hochschuldidaktische Theoriebildung erwartet, wenn es gelingen
sollte aus den Fallstudien ein Modell der genannten Kontaktzonen abzuleiten.
Fachkulturen, travelling concepts und fachbezogene Hochschuldidaktik als interbzw.
transdisziplinäres Übersetzen
Zu den theoretischen und methodischen Ausgangspunkten des Projektes gehören neben
der hochschuldidaktischen Diskussion zu Fachkulturen und der Rolle der Disziplinen
(Huber 1991; Huber 2011; Kreber 2009; Trowler/Saunders/Bamber 2014) vor allem
kultur-wissenschaftliche Ansätze zur Erforschung kultureller Transfers. Insbesondere
übersetzungstheoretische Ansätze können dazu beitragen, Prozesse der Aneignung,
Anpassung, Transformation, Neuinterpretation, De- und Rekontextualisierung besser zu
verstehen, die stattfinden, wenn Ideen, Wissen oder Konzepte von einem Kontext in
einen anderen übertragen werden (Bachmann-Medick 2002; Bachmann-Medick 2012).
Verbunden mit diesen Ansätzen werden in der kulturwissenschaftlichen Forschung
außerdem seit einigen Jahrzehnten häufig Reisemetaphern genutzt und kritisch
diskutiert, um den Transfer von Konzepten und Theorien zwischen unterschiedlichen
disziplinären und kulturellen Kontexten zu beschreiben und zu untersuchen (Bal 2002;
Neumann/ Nünning 2012; Berning/ Nünning/ Schwanecke 2014). So geht etwa Mieke
Bal davon aus, dass Konzepte nicht fixiert werden können, sondern permanent in
Bewegung sind: “They travel – between disciplines, between individual scholars,
between historical periods, and between geographically dispersed academic
communities. Between disciplines, their meaning, reach, and operational value differ”
(Bal 2002, 24).
Allen genannten Ansätzen ist gemeinsam, dass sie Kulturen und wissenschaftliche
Disziplinen als offen und auf Austausch angewiesen betrachten und daher geeignet sind,
fachbezogene Hochschuldidaktik als Transfer von Konzepten beziehungsweise als interbzw.
transdisziplinäres Übersetzen zu untersuchen.
Kontaktzone Text: Transfer durch Schreiben und Publizieren über Lehre
Wie die Idee der travelling concepts für die Diskussion fachbezogener Hochschuldidaktik
fruchtbar gemacht werden kann, will der geplante Beitrag anhand der „Kontaktzone
Text“ verdeutlichen.
Gegenstand der Analyse sind hochschuldidaktische Publikationen in einzelnen geistesund
sozialwissenschaftlichen Fächern, beispielsweise Sammelbände aus dem Netzwerk
Theologie und Hochschuldidaktik (u.a. Scheidler/Reis 2008; Bauer/Kirschner/Weber
2013), die kompakten Handbücher und Ratgeber der „Kleinen Reihe Hochschuldidaktik
Geschichte“ und Beiträge von Fachlehrenden in der Online-Zeitschrift die
hochschullehre. Perspektivisch könnten auch einschlägige Blogs in die Analyse
einbezogen werden.
Die Idee der ‚travelling concepts’ stellt einen konzeptionellen Rahmen zur Verfügung,
um den Weg nachzuzeichnen, den didaktische Überlegungen in Fachdiskursen nehmen.
Mit textanalytischen Methoden wird herausgearbeitet, welche hochschuldidaktischen
Konzepte in den untersuchten Publikationen aufgegriffen werden, wie diese mit dem
jeweiligen Fachdiskurs verbunden und gegebenfalls an Fachkontexte angepasst werden
und wie so Austauschprozesse zwischen Fachkulturen und Hochschuldidaktik
nachvollzogen werden können.
Indem er das Schreiben und Publizieren über Lehre in den Blick nimmt, knüpft der
Beitrag unter anderem an Diskussionen an, die bei der vergangenen Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik in diversen Diskurswerkstätten und
Impulsforen zum Beispiel im Zusammenhang mit Scholarship of Teaching and Learning
geführt wurden.
Bachmann-Medick, Doris: “Übersetzung im Spannungsfeld von Dialog und Erschütterung. Ein
Modell der Auseinandersetzung zwischen Kulturen und Disziplinen”, in: Renn, Joachim/
Straub, Jürgen/ Shimada, Shingo (Hg.): Übersetzung als Medium des Kulturverstehens und
sozialer Integration. Frankfurt a.M., 2002, S. 275-291.
Bachmann-Medick, Doris: “Translation – A Concept and Model for the Study of Culture”, in:
Neumann, Birgit/ Nünning, Ansgar (Hg.): Travelling Concepts for the Study of Culture. Berlin/
Boston, 2012, S. 23-43.
Bal, Mieke: Travelling Concepts in the Humanities. A Rough Guide. Toronto/ Buffalo/ London,
2002.
Bauer, Christian; Kirschner, Martin; Weber, Ines (Hrsg.): An Differenzen lernen. Tübinger
Grundkurse als theologischer Ort. Berlin u.a.: 2013.
Berning, Nora/ Nünning, Ansgar/ Schwanecke, Christine: „Unpacking ‘Traveling Concepts’ and
Introducing the Notion of Reframing, or: How to Work with Concepts and Come to Terms
with Conceptual Transfers”, in: Berning, Nora/ Nünning, Ansgar/ Schwanecke, Christine
(Hg.):(Re-) Framing Concepts in Literary and Cultural Studies: Concept Formation,
Explication and Theory, Trier, 2014, S. 1-35.
Bosch, Aida/ Renn, Joachim: "Wissenskontexte und Wissenstransfer: Übersetzen zwischen
Praxisfeldern in der ‘Wissensgesellschaft’”, in: Franz, Hans-Werner/ Howaldt, Jürgen/
Jacobsen, Heike/ Kopp, Ralf (Hg.): Forschen – lernen – beraten. Der Wandel von
Wissensproduktion und -transfer in den Sozialwissenschaften, Berlin, 2003, S. 53-59.
Huber, Ludwig: “Fachkulturen: über die Mühen der Verständigung zwischen den Disziplinen”, in:
Neue Sammlung 31 (1991) , Nr. 1, S. 3-24.
Huber, Ludwig: “Fachkulturen und Hochschuldidaktik”, in: Weil, Markus, Schiefner, Mandy,
Eugster, Balthasar, Futter, Kathrin (Hg.): Aktionsfelder der Hochschuldidaktik. Von der
Weiterbildung zum Diskurs. (S. 109-127) Münster u.a.: (2011). S. .
Kreber, Carolin (Hg.): The University and its Disciplines. Teaching and Learning Within and
Beyond Disciplinary Boundaries, New York, 2009.
Neumann, Birgit, Nünning, Ansgar (Hg.): Travelling Concepts for the Study of Culture, Berlin;
Boston, 2012.
Scheidler, Monika; Reis, Oliver (Hg.): Vom Lehren zum Lernen. Didaktische Wende in der
Theologie?. Berlin u.a. 2008.
Trowler, Paul R./ Saunders, Murray/ Bamber, Veronica (Hg.): Tribes and Territories in the 21st
Century. Rethinking the significance of disciplines in higher education, London / New York,
2014.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Fachdidaktik/Fachkultur
Angewandte Forschung
Netzwerke
Wissenstransfer