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Promovierendenforum: <br>Darstellung der Forschungsfrage
Durch die Digitalisierung entstehen an Hochschulen und Universitäten vermehrt webbasierte Lehrformate, die auf das Medium Video setzen. Im Gegensatz zur konventionellen Präsenzlehre fehlen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) systematische Evaluationsprozesse für diese digitalen Formate. Dazu müssen zuerst Qualitätsmerkmale (für die Lernprozessunterstützung) definiert werden. Daher wird im Rahmen einer Promotion ein Onlinekurs aus fünf Lernmodulen exemplarisch herangezogen, um Qualitätsmerkmale aus Lernersicht für verschiedene Lehrvideo-Genres (kurze Tutorials; aufwändig produzierte Studio-Videos im Feld/Labor; Vorlesungsmitschnitte) zu definieren. Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen folgende Fragen:
1. Welche didaktischen Merkmale müssen Videos aufweisen, um den Lernprozess aus Lernersicht zu unterstützen?
2. Inwiefern gelten diese Merkmale für unterschiedliche Genres?
3. Wie können diese Merkmale in ein Evaluationsinstrument für videobasierte Lernmodule überführt werden?
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Auch die Hochschullehre kann sich der Digitalisierung nicht entziehen. Für eine systematische Lehr-Evaluation von videobasierten Lernmodulen in Onlinekursen fehlen Qualitätskriterien. Anhand eines exemplarischen Onlinekurses werden solche Kriterien für verschieden Lehrvideo-Genres wie Tutorials, Vorlesungsaufzeichnungen und aufwändig produzierte Studiovideos im Feld/Labor definiert und Überlegungen angestellt, wie diese in bestehende Evaluationsprozesse integriert werden können.
Promovierendenforum: <br>zu erwartende Resultate
Es ist zu erwarten, dass die Anforderungen an die Qualitätsmerkmale der unterschiedlichen Lehrvideo-Genres sehr unterschiedlich ausfallen. Ein interaktives Inhaltsverzeichnis, um in einem Video schnell navigieren zu können, wird z.B. für eine lange Vorlesungsaufzeichnung wichtiger sein als für ein kurzes Softwaretutorial. Um dieser Differenzierung gerecht zu werden und den Weg für eine systematische Evaluation digitaler Lehrformate mit Videoanteilen zu ebnen, müssen die Merkmale entweder bestimmten Genres zugeordnet oder für eine Vergleichbarkeit gewichtet werden. Innerhalb einzelner Genres werden sich verschiedene Lerntypen wiederspiegeln, die den Merkmalen unterschiedliche Bedeutung bei der Unterstützung ihres individuellen Lernprozesses beimessen.
Aus den gewonnen Erkenntnissen kann abgeleitet werden, wie Lehrvideos gestaltet sein müssen, um den Lernprozess der Studierenden zu unterstützen und welche Qualitätsmerkmale für eine systematische Evaluation von digitalen Lehrformaten mit Videoanteil maßgebend sind.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Lehrvideo, Evaluation, Digitalisierung
Promovierendenforum: <br>geplantes Untersuchungsdesign
Das Forschungsvorhaben wird eng an ein aktuelles Projekt geknüpft: Das Geophysikalische Institut (GPI) entwickelt mit dem Zentrum für Mediales Lernen (ZML) am KIT einen videobasierten Onlinekurs aus fünf Lernmodulen. Die unterschiedlichen Module setzen auf verschiedene Lehrvideo-Genres. Darunter aufwändig produzierte Studio-Videos (Module A, B), kurze Softwaretutorials (Modul C) und Vorlesungsmitschnitte (Module D, E). Die Module werden sukzessive erstellt und sobald sie fertiggestellt sind, den Studierenden zur Verfügung gestellt.
Für alle Module ist folgendes Vorgehen geplant:
Die Videos werden gesichtet (Modul A ist bereits fertiggestellt) und didaktische Qualitätsmerkmale, die den Lernprozess gezielt unterstützen sollen werden herausgearbeitet. Dabei finden insbesondere diejenigen Merkmale, die unter hohem Ressourcenaufwand intentional in die Videos eingebracht wurden besondere Beachtung. Das betrifft bspw. einen den Videos innewohnenden Spannungsbogen, die gewollte detaillierte Ausformulierung und Erläuterung von Fachbegriffen oder die zusätzlichen audiovisuellen Hinweise auf wichtige Inhalte in Form von Text am linken unteren Bildrand. Für jedes Modul entsteht so ein Merkmalkatalog, der iterativ mit jeder Durchführung des Kurses (geplant vor jedem Wintersemester) überarbeitet, aktualisiert und erweitert werden kann.
Diese Merkmale werden in Form eines Onlinefragebogens an die Kursteilnehmer aus deren Sicht evaluiert und so die Erreichung ihres intendierten Ziels oder die Einschätzung des Einflusses auf den Lernprozess der Studierenden überprüft. Um die Selbsteinschätzung der Studierenden zu verifizieren, werden Interviews mit Lehrenden des GPI geführt, die Rückschlüsse auf den Erfolg des Lernprozesses der Studierenden erlauben.
Parallel zu diesen empirischen Erfassungen muss Literatur konsultiert werden, die sich mit der (didaktischen) Gestaltung von Lehrvideos in Onlinekursen und Lernmodulen befasst. Es muss zudem diskutiert werden, inwiefern die ausgemachten Merkmale für die verschiedenen Video-Genres gelten. Diese Diskussion muss auf bisherige Erfahrungen mit videobasierten Lernmodulen am KIT eingehen und diese kritisch beurteilen.
Promovierendenforum: <br>theoretischer Hintergrund
Da das Medium Video vielschichtig ist, muss die Betrachtung interdisziplinär stattfinden. Bereits bei der Erstellung der Lehrvideos werden Disziplinen wie die Kognitionspsychologie, Usability-Forschung und natürlich (medien-)didaktische und pädagogische Überlegungen mit einbezogen. Die Ansätze aus den jeweiligen Disziplinen müssen sich in der Forschung wiederspiegeln und einer differenzierten Betrachtung unterzogen werden. Da sich das Forschungsvorhaben an einem konkreten Beispiel entlang orientiert, wird der Ansatz des Design-Based Research verfolgt: Zwischenergebnisse der Forschung fließen in die Entwicklung der Lernmodule mit ein. Gleiches trifft auf den untersuchten Gegenstand zu: Die Entwicklung der Lehrvideos beeinflusst die Fragen nach den Qualitätsmerkmalen, die von den Videoautoren intentional in die Videos eingearbeitet werden. Die Auswertung anfallender Nutzerdaten auf den Servern der digitalen Lernumgebung (Learning Analytics) soll nicht stattfinden.
Promovierendenforum: <br>offene Fragen
Die digitale Welt ist hochgradig dynamisch. Insbesondere das Medium Video unterliegt einer sehr schnellen Entwicklung. Der entstandene Merkmalkatalog muss also laufend sowohl an neue Entwicklungen als auch an andere Lernmodule außerhalb des exemplarisch herangezogenen Kurses angepasst werden. Darüber hinaus muss geklärt werden, inwieweit die Zielgruppe der Lernenden bei der Gestaltung von Lehrvideos nach Lerntypen binnendifferenziert werden kann oder soll. Weiter stellt sich die Frage, wie die Evaluation von (teil-)digitalisierten Lehrformaten in die bereits bestehende Infrastruktur für Lehrevaluationen am KIT eingebettet werden kann.