Speaker
Description
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Im Zentrum der Untersuchung steht die Hochschuldidaktik (HD), im Sinne eines sozialen Kollektivs bzw. einer sozialen Kategorie, als Treiberin oder Mitgestalterin der Hochschulbildung und Hochschulentwicklung in Deutschland. Phänomenologischer Ausgangspunkt des Vorhabens ist dabei, dass die HD durch ihre methodisch-didaktischen Interventionen neben ihrem Einfluss auf Akteure in hochschulischen Lehr-Lernsettings durchaus - wenn auch anscheinend unsystematisch - Effekte auf institutionell-organisatorische Kontexte als Handlungsbedingungen des Studierens undLenrens erzielt. Die Untersuchungnähert sich den für solche Wirkungen entscheidenden Strukturen und Prozessen über eine mehrperspektivische Analyse. Dabei wird ein spezifisches Zusammenspiel von Einflussgrößen auf politisch-diskursiver, organisatorisch-institutioneller und individuell-praktischer Ebene angenommen, das sowohl das professionelle Potenzial der HD ans Licht hebt als auch deren Professionalisierungsprozess ausbremst.
Promovierendenforum: <br>offene Fragen
Mögliche Datenquellen für die wissenschaftshistorische Diskursrekonstruktion
Mögliche sensibilisierende Konzepte, Theorien
Methodische Vorschläge
Promovierendenforum: <br>theoretischer Hintergrund
Systematische und nachhaltige Veränderung im Bereich der Lern- und Bildungsprozessen Studierender durch Einflussnahme auf Akteurinnen und Strukturen im institutionell-organisierten Kontext der Hochschullehre erzielen zu wollen (vgl. Merkt 2014), ist in mehrfacher Weise voraussetzungsvoll. Zum einen setzt dies Veränderbarkeit der strukturellen Kontexte und deren Steuerung voraus. Gerade HS können jedoch als unterdeterminierter/unsicherer Kontext für Entwicklungsgestaltung gesehen werden (vgl. Wilkesmann, Schmid 2012). Sie oszillieren als Institutionen zwischen gesellschaftlichem Innovationsauftrag und organisationaler, verwaltungsbedingter Veränderungsresistenz. Als operativer Systemkontext hochschuldidaktischen Handelns sind sie somit schwer adressierbar, weil sie politischen Konjunkturen und finanziellen (Förder-)Programmen ebenso unterworfen sind wie kulturellen Orientierungen ihrer Akteurinnen. Eine weitere Voraussetzung intendierter Einflussnahme auf hochschulische Entwicklungen seitens der HD scheint eine deckungsgleiche Selbst- und Fremdwahrnehmung der hochschuldidaktischen Professionalität zu sein. Erst insoweit die Organisation HS und in ihr handelnde Akteure der HD ein berechtigtes Erkenntnisinteresse an hochschulischen Entwicklungsprozessen, eine sinnvoll verändernde Interventionskompetenz und einen entsprechend relevanten Auftrag zuschreiben scheint ihr Einfluss auf organisationale Entwicklungsprozesse berechtigt. Und schließlich müssen sich Hochschuldidaktikerinnen selbst als kompetent und professionell Handelnde wahrnehmen und kommunikativ präsentieren können, obgleich bisher keine geordneten Grundlagen und Wege einer „hochschuldidaktischen Ausbildung“ in berufs- oder wissenschaftsbezogener Theorie und Praxis bestehen. Faktisch scheinen diese Voraussetzungen miteinander zu interferieren bzw. zu kollidieren. Ein mehrperspektivischer Analyseansatz soll mögliche Potenziale der HD für hochschulische OE herausarbeiten und verstehen helfen.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Organisationsentwicklung, Professionalisierung; Institutionalisierung, Weiterbildung, Diskursgeschichte
Promovierendenforum: <br>zu erwartende Resultate
Systematisches Verständnis der Handlungsoptionen von Hochschuldidaktikerinnen im Kontext Hochschule unter Einsatz professioneller Handlungslogiken und Berücksichtigung spezifischer Entwicklungsdynamiken von Hochschulen als Organisationen. Ableitung von Gelingensbedingungen hochschuldidaktischer Interventionen, die auf institutionell-organisationale Veränderungsprozesse gerichtet sind.
Grundlagentheoretische Erkenntnisse zu hochschulischen Entwicklungsprozessen.
Promovierendenforum: <br>Darstellung der Forschungsfrage
Hochschuldidaktik zielt ihrem aktuellen Selbstverständnis nach auf Veränderung von Lern- und Bildungsprozessen Studierender durch Einflussnahme auf Akteur*innen und Handlungsbedingungen im institutionell organisierten Kontext Hochschule. Gleichwohl intendiert und erzielt sie in der beobachtbaren Praxis eher selten Effekte auf organisationaler und politischer Hochschulbildungsebene.
Ausgehend von der Phänomenebene ergeben sich entsprechend folgende Fragen:
Welche Art von Entwicklung durchläuft eine Hochschule (HS) als Bildungseinrichtung?
Was unterstützt HS-Entwicklung unter der Perspektive, dass die HS als Organisationen betrachtet wird?
Wie, wann und wo intendiert Hochschuldidaktik (HD) konkreten Einfluss auf hochschulische Organisationsentwicklung (OE)? Was geschieht dabei?
Was stärkt den Einfluss der HD auf hochschulische OE?
Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen hochschulischen Entwicklungsprozessen und einer Professionalisierung bzw. De-Professionalisierung der HD?
Promovierendenforum: <br>geplantes Untersuchungsdesign
Eine erste Analyse widmet sich unter organisationstheoretischer Perspektive den Hochschulen als „besonderen Organisationen“ (vgl. Kehm 2012) unter dem Fokus ihres gesellschaftlichen Auftrags, Wissensaneignung und Wissensdistribution mittels Partizipation zu liefern. Rekonstruiert werden sollen ein Verständnis von und Kriterien der Beurteilung von hochschulischen Entwicklungsprozessen im Sinne organisationaler (Weiter-)Entwicklung bspw. als „lernende Organisation“ (vgl. Göhlich 2014).
Hochschuldidaktikerinnen können als soziales Kollektiv verstanden werden. Sie sind dann als eine Menge an Personen beschreibbar, die aufgrund eines Systems geteilter Normen und Werte sowie daraus abgeleiteter Handlungspraxen zwar ein Zusammengehörigkeitsgefühl eint, die sich jedoch anders als eine soziale Gruppe nicht durch regelmäßige Interaktion verbunden sind. Hochschuldidaktikerinnen können zudem als soziale Kategorie aufgefasst werden, also als eine Anzahl bestimmter Personen, die durch gemeinsame, sozial sowie demographisch relevante Merkmale gekennzeichnet sind. Hochschuldidaktik wird so als Akteursgemeinschaft erkennbar und eingrenzbar, obgleich sie aktuell weder als Beruf verfasst und geschützt ist, noch als akademische Disziplin verortbar gilt.
Ein zweiter analytischer Blick wird zum tieferen Verständnis der aktuellen Positionierung der HD auf deren Diskursgeschichte in Deutschland seit 1945/1960 gerichtet. Aus öffentlichen bzw. offiziellen Dokumenten sollen die Stimmen der wichtigsten Akteure bzw. Akteursgruppen rekonstruiert und kontrastiert werden. Interessant sind hier Motive, Definitions- und Argumentationsmuster sowie (experimentalcharakteristische) Aktion-Reaktion-Dynamiken im Diskursverlauf. Zentrale Begriffe und deren Bedeutungshöfe, kursierende Denkmuster in Alltag und im Gegenstandsfeld (Hochschulbildung) sollen erfasst und (in Phasen, Vor- und Rücksprünge oder Wiederholungsmuster) geordnet werden.
Ein dritter Analysezugang beleuchtet die Ebene der Handlungspraxis der hochschuldidaktischen Akteurinnen aus biografisch-professionssoziologischer Sicht. Anhand empirischer Daten (N=300) einer Zufallsstichprobe nach Selbstzuordnung sollen biographische Professionalisierungsbestrebungen mit Ergebnissen einer Dokumentenanalyse aktueller Daten zur Strukturbildung im Feld der HD (Stellenzuwachs, Positionierung innerhalb der Organisation u.a.) kontrastiert werden.
Die herausgearbeiteten Analyseergebnisse werden insgesamt unter Verwendung verschiedener Foki auf den Gegenstand - Handeln, Lernen, Kultur, Organisation - verglichen und Orientierung gebend diskutiert.