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„New Work" ist in aller Munde - Unternehmensberatung und Coaching, Blogs, Zeitschriften und andere Publikationen, TED Talks und Konferenzen greifen das Thema und seine Trabanten auf und verkünden neue Möglichkeiten des Arbeitens.
Ob Design Thinking, Co-Creation oder Inkubator - die Suche nach den „Happy Working People“ beschäftigt nicht nur die junge Start-Up-Szene. Auch wissenschaftliche Publikationen wie Frithjof Bergmanns „Neue Arbeit, Neue Kultur“ (2004), „Reinventing Organisations“ von Frédéric Laloux oder „Theorie U“ von Otto Scharmer (beide 2014 erschienen) formulieren Ideen, Modelle und Analysen für partizipative Alternativen zur heutigen Arbeitswelt quer durch alle Branchen und Unternehmensformen.
Im Kern geht es darum, Arbeitnehmer und Führungskräfte als eigenverantwortliche Akteure aufzufassen, deren Handlungsfreiheit für Organisationen eine wichtige Ressource sein kann. Fremdbestimmung, Machtkämpfe, Demotivation und andere Probleme in komplexen Systemen seien im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Partizipation und Selbstverantwortung strukturell behindert werden. Daher setzen die verschiedenen Ansätze bei alternativen Organisationsformen an, die Aspekten wie Freiheit, Zufriedenheit, Sinnstiftung, Selbstführung etc. eine neue Verortung in Prozessen und Strukturen des Miteinanders geben sollen.
Und die Hochschulen? Werden auch sie von dieser Welle erfasst oder reagieren sie noch nicht? Was denken Lehrende und Forschende an Hochschulen, was fordern Studierende ein, welche Themen und Thesen finden ihren Weg in die Lehre? Einerseits sollten Hochschulen als Organisationen mit einer eher losen Kopplung der Teilsysteme untereinander und extrem hohen Autonomie-Werten bei den Forschenden und Lehrenden doch eigentlich Orte sein, die eine hohe Affinität zu den Kernthesen der New Work haben. Andererseits aber setzt die New-Work-Bewegung stärker als viele andere Organisations- oder Managementtheorien auf Augenhöhe und Teamgeist. Die Umsetzung dieser Werte wird in den manchmal noch hierarchisch und zentralistisch angelegten Instituten und im Verwaltungsrahmen „öffentlicher Dienst“ oftmals als herausfordernd empfunden.
Dies gilt auch für die Hochschullehre selbst. Auch wenn traditionelle Frontalformate in vielen Veranstaltungen schon durch partizipative Konzepte wie Projektorientierung und Blended Learning ergänzt oder abgelöst worden sind – in der Regel funktioniert die heutige Hochschullehre tayloristisch. Die Kompression auf zwölf bis vierzehn Vorlesungswochen, dazu vier bis sechs parallele Veranstaltungen und die dauernde Benotung führen zu einer sehr ungleichmäßigen – und vor allem fremdgesteuerten – Verteilung der Arbeitslast. Dies gilt für die Studierenden, aber in fast gleichem Maß auch für die Lehrenden. Damit ist die Hochschule in ihrer gelebten Praxis erstaunlich weit von den Idealen der „New Work“ entfernt.
Aber es gibt auch Gegenentwürfe, um auch Lernen, Lehren und Forschen menschenfreundlicher und gleichzeitig effizienter zu gestalten.
In unserem Impulsvortrag stellen wir für die Hochschullehre inspirierende Strömungen und Akteure der „New Work“ vor und skizzieren ihre Ziele und Methoden. Dazu gehen wir auf die Suche nach Diskursen, die wesentliche Ideen der New Work wissenschaftlich fundieren oder weiterdenken und einen Bezug zu Themen der Lehre erkennen lassen.
Auf dieser Basis fragen wir danach, was die Hochschuldidaktik von diesem aktuell intensiv diskutierten Ansatz lernen kann: Welche Anregungen bietet New Work für Themen wie Digitalisierung und Lebenslanges Lernen? Wie könnte das Arbeiten mit den Studierenden partizipativ und selbstbestimmt gestaltet werden? Geben die Ansätze aus der New Work Antworten auf zentrale Lerninhalte wie Führung und Selbstführung, auf Kommunikation und Teams, auf Persönlichkeitsentwicklung?
Und welche Fragen stellen sich, wenn Ideen wie diese handlungsleitend für die Entwicklung eines Studienganges werden? An der TH Köln wird derzeit der Studiengang „Code & Context“ konzipiert, dessen wesentliche Leitlinien als Praxisbeispiel vorgestellt werden.
Literatur:
Bergmann, Frithjof: Neue Arbeit, Neue Kultur, 2004
Laloux, Frédéric: Reinventing Organisations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit, 2015
Sattelberger, Thomas/Welpe, Isabell/Boes, Andreas: Das demokratische Unternehmen: Neue Arbeits- und Führungskulturen im Zeitalter digitaler Wirtschaft, 2015
Scharmer, Otto: Theorie U. Von der Zukunft her führen: Presencing als soziale Technik, 2014
Blogs:
https://intrinsify.me
https://newworkblog.de
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Organisationsentwicklung, Studiengangentwicklung, HD Praxis, Wertediskurs