February 27, 2018 to March 2, 2018
Karlsruher Institut für Technologie
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"Das Format der „Reflexionstage“ - Möglichkeiten und Grenzen einer partizipativen Hochschuldidaktik, oder: was können wir aus der ‚Bologna-Apathie‘ lernen?"

Feb 28, 2018, 5:15 PM
1h
Geb. 20.30 SR 0.019 (Karlsruher Institut für Technologie)

Geb. 20.30 SR 0.019

Karlsruher Institut für Technologie

Beitrag für Impulsforum Impulsforum 7

Speaker

Dr Heike Kanter (Hochschule Magdeburg-Stendal)

Description

Der Beitrag untersucht ein Reflexionsformat, das seit 2010 jährlich an der Hochschule Magdeburg-Stendal stattfindet. An den „Reflexionstagen“ diskutieren Studierende, Lehrende und Verwaltung Themen aus Studium & Lehre sowie hochschul-/bildungspolitische Fragen. Dabei werden u.a. konkrete Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die teils zeitnah umgesetzt werden, teils ergebnisoffen „verpuffen“, worin die Grenzen einer solchen Intervention aufscheinen. Erste Ergebnisse der QPL-Begleitevaluation zeigen, dass die studentischen (Nicht-) Beteiligungsformen als Folgen der Bologna-Reform gesehen werden können. Weiterhin changieren die diskursiven Auseinandersetzungen zu Lehr-/Lern-Arrangements zwischen der Verantwortung der (Mit-)Studierenden und derjenigen der Lehrenden, wobei unterschiedliche Erfahrungen bzw. Interessen auch innerhalb der Statusgruppen kollidieren und Veränderungen nur partiell zulassen. Wie lassen sich die diskursiven Ergebnisse der „Reflexionstage“ sowie ihrer Evaluation verallgemeinern? Die gehemmte Mitbestimmungsbereitschaft ist kein campusspezifisches Phänomen, auch nicht die diversen Haltungen sowie strukturelle Widersprüche. Ihnen kann aber begegnet werden, durch die Entwicklung von Hochschule als Partizipationsraum (Mayrberger 2013), der etwa agil (Arn 2016) das Einschwingen auf die Lehr-/Lernsituation ermöglicht.

3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)

partizipative Didaktik, Perspektivenwechsel, HD Praxis, Institutionalisierung

Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.

Vorgestellt werden soll ein innovatives Reflexionsformat, das an der Hochschule Magdeburg-Stendal seit 2010 etabliert – und fortlaufend modifiziert – wurde, um den Dialog zwischen Studierenden, Lehrenden und Verwaltung zu fördern. Die jährlich stattfindenden Reflexionstage bieten am Campus Stendal die Möglichkeit zum Austausch über Themen aus Studium & Lehre sowie zu hochschul- und bildungspolitischen Fragen. An den beiden lehrfreien Tagen wird in teils offenen, teils vorbereiteten Workshops matrikel-, fachgebiets- und fachbereichsübergreifend zwischen allen AkteurInnen der Hochschule diskutiert.
Besonderheit der Reflexionstage ist die inhaltliche Begleitung und organisatorische Vorbereitung durch Studierende im Rahmen der spezifischen „Lehrveranstaltung“ RedeRaum–DenkRaum–HandlungsRaum Hochschule, das als studentisch organisiertes Praxisprojekt ein (erstes) Resultat der Reflexionstage war und creditiert wird. Zur weiteren Ergebnissicherung der Diskussionen werden Protokolle angefertigt und „Forderungskataloge“ formuliert. Zudem werden konkrete Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die zum Teil zeitnah umgesetzt werden, zum Teil aber ergebnisoffen „verpuffen“, worin die Grenzen einer solchen Intervention deutlich werden.

Eine Begleitevaluation im Rahmen des QPL-Projekts der Hochschule „Qualität h²“ wertet seit 2017 die thematische Bandbreite der Reflexionstage anhand der vorliegenden Dokumente (insb. Protokolle), durch teilnehmende Beobachtung und begleitende Gruppendiskussionen aus. Gut die Hälfte der Workshops umfasst die Diskussion der Qualität von Studium und Lehre. So sind Studierende wie Lehrende gleichermaßen an der Ausgestaltung des Lehr-/Lern-Arrangements beteiligt, wenn auch mit je unterschiedlichen Zugängen, was sich in den folgenden Aspekten verdeutlicht. Die Auseinandersetzung umkreist die Dimensionen Lernkultur und Wissenserwerb, welche das Engagement der Studierenden betreffen sowie Partizipation und Didaktik, die in der Verantwortung der Lehrenden liegen. Thematisiert wird zudem das Machtverhältnis zwischen den Beteiligten.

Die Auswertung dieser Praxisreflexionen verdeutlicht, inwiefern die Wahrnehmung des Handlungsraum Hochschule sowohl von den jeweiligen Perspektiven der Einzelnen abhängig ist als auch von den strukturellen Veränderungen der Hochschule im Zuge der Bologna-Reform. Ein Perspektivenwechsel, der die unterschiedlichen Blickwinkel transparent macht, kann für die Entwicklung einer partizipativen Didaktik (Mayrberger 2013) äußerst fruchtbar sein. Dafür ist zu berücksichtigen, dass nicht nur zwischen Studierenden und Lehrenden unterschiedliche Sichtweisen existieren. Ebenso gibt es auch innerhalb der Studierendenschaft sowie des Lehrpersonals je verschiedene Auffassungen darüber, was „gutes Lernen“ und „gute Lehre“ heute auszeichnet bzw. auszeichnen soll. Erst eine wiederholte, vertiefende Reflexion der disparaten Blickwinkel macht die Hochschule zu einem Partizipationsraum (Mayrberger 2013), an dem trotz diverser Erwartungen und Praktiken sowie struktureller Widersprüche – etwa dem Paradox verordneter Autonomie (Helsper 1996) – eine partizipative Lehre realisiert wird, die die studentischen Lernprozesse als Kernziel von Hochschuldidaktik (Merkt 2014) unterstützt.

Literatur:

Helsper, Werner (1996). Die verordnete Autonomie – Zum Verhältnis von Schulmythos nud Schülerbiographie im institutionellen Individualisierungsparadoxon der modernisierten Schulkultur, in: Krüger, Heinz-Hermann et al (Hrsg). Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S.175-200.

Mayrberger, Kerstin (2013). Eine partizipative Mediendidaktik (nicht nur) für den Hochschulkontext?, in: Bremer, Claudia/Krömker, Detlef (Hrsg.): E-Learning zwischen Vision und Alltag: zum Stand der Dinge. Münster (u.a.): Waxmann, S. 96-106.

Merkt, Marianne (2014). Hochschuldidaktik, Organisationsentwicklung und Begleitforschung an der Hochschule Magdeburg-Stendal – ein integrativer Ansatz, in: R. Egger et al. (Hrsg.): Hochschuldidaktische Weiterbildung an Fachhochschulen. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S.27-48.

Primary author

Dr Heike Kanter (Hochschule Magdeburg-Stendal)

Co-author

Prof. Günter Mey (Hochschule Magdeburg-Stendal)

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