February 27, 2018 to March 2, 2018
Karlsruher Institut für Technologie
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Besondere Zugänge für die Besonderheiten hochschuldidaktischer Forschung: Design-Based Research, Scholarship of Teaching & Learning und Autoethnografie

Mar 1, 2018, 3:00 PM
3h 30m
Geb. 11.30 Senatssaal (Karlsruher Institut für Technologie)

Geb. 11.30 Senatssaal

Karlsruher Institut für Technologie

Symposium Symposium

Speakers

Prof. Carolin Kreber (University of Edinburgh)Prof. Gabi Reinmann (Hamburg Centre for University Teaching and Learning)Prof. Klaus-Peter Wild (Fakultät für Psychologie, Pädagogik und Sportwissenschaft der Universität Regensburg)Dr Tobias Schmohl (Hamburg Centre for University Teaching and Learning)

Description

*Design-Based Research* (DBR), *Scholarship of Teaching and Learning* (SoTL) und *Autoethnografie* (AE) sind drei Ansätze, die sich zu einem Erkenntnisrahmen in der hochschuldidaktischen Forschung verknüpfen lassen, der folgende Eigenheiten aufweist: Forschende setzen sich in der Hochschuldidaktik als Lehrende auch praktisch handelnd mit ihrem Gegenstand auseinander und Lehrende als Teil der zu erforschenden Bildungspraxis sind selbst wiederum (fachwissenschaftlich) forschend tätig. Wir stellen die drei Ansätze vor und diskutieren, wie diese als Zugänge für das Verstehen und Verbessern akademischen Lehrens und Lernens zusammen genutzt werden könnten. *DBR* ist ein bildungswissenschaftlicher Ansatz, der die Entwicklung von Inventionen mit dem Anspruch ins Zentrum stellt, ein Erkennen durch Verändern zu erzielen. Als methodologischer Rahmen eröffnet DBR der Hochschuldidaktik die Möglichkeit, praktischen und wissenschaftlichen Nutzen gleichermaßen zu erzielen, indem ausgehend von einem Problem in Zyklen eine Lösung iterativ entwickelt wird. *SoTL* ist ein genuin hochschuldidaktischer Ansatz, der Hochschullehrende dazu motiviert, sich reflexiv und forschend mit der eigenen Lehre zu befassen. Damit ist Forschung innerhalb von SoTL– obschon explizit auf das Lehren und Lernen gerichtet – letztlich fachwissenschaftlich geprägt und methodisch offen. *AE* ist ein Ansatz aus der qualitativen Sozialforschung, der persönliche Erfahrung mitberücksichtigt, um Prozesse der kulturellen Sinnkonstitution zu verstehen. Das subjektive Erleben des Forschenden als Wissen generierende Instanz wird dabei systematisch analysiert und beschrieben, anstatt ihn als Akteur oder neutrales "Medium" der Erkenntnisbildung auszublenden. Als Diskutant fungiert ein Wissenschaftler, der sich kritisch gegenüber allen drei Konzepten positioniert und die drei vorgeschlagenen Perspektiven herausfordern und eingehend hinterfragen wird. In die dadurch zu erwartende Diskussion wird das Plenum angemessen einbezogen.

Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.

1. Design-Based Research (DBR) – Gabi Reinmann
Im Erkennen durch Verändern und Verändern durch Modellieren von Interventionen für die Lösung von Problemen in Bildungskontexten sehe ich den Kern von DBR als einem methodologischen Ansatz, der offen ist für viele Methoden, aber klar begrenzt auf ein Erkenntnisprinzip (DBR Collective, 2003). Mit diesem Erkenntnisprinzip tut man sich in der auf Evidenz ausgerichteten Bildungsforschung derzeit noch schwer, obschon man auf historische Vorläufer zurückgreifen und den Grundsatz von DBR gut begründen kann. Der Hochschuldidaktik eröffnet DBR im Zusammenhang mit SoTL ein besonderes Potenzial, indem die Suche nach wissenschaftlich nutzbaren Befunden stets und deutlich an praktisch verwertbare Lösungen für die Lehre gekoppelt ist. Fachwissenschaftler, die im Rahmen von SoTL ihre eigene Lehre sozusagen nebenbei beforschen, haben mit DBR die Chance, Synergien zu bilden und dürften mit diesem Ansatz eher geneigt sein, sich forschend mit Fragen des akademischen Lehrens und Lernens zu beschäftigen. (998 Zeichen) (Reinmann, 2014)

2. Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) – Carolin Kreber
Eine starke Linie in der SoTL-Bewegung ist deren Interpretation als empirische Lehrforschung (z.B. Richlin, 1993). Ich habe an anderer Stelle vorgeschlagen, SoTL als einen Prozess der Exploration eigener Lehre zu verstehen, in die persönliche Reflexionen, andere Perspektiven (auch studentische), empirische Befunde sowie verschiedene theoretische Konstrukte einfließen. Forschung durch den Lehrenden sehe ich als nur eine Form von SoTL. Meiner Einschätzung nach sollten wir SoTL als einen transformativen Lernprozess konzipieren, der eng damit verbunden ist, dass Lehrende authentischer werden – letztlich darauf ausgerichtet, Studierende darin zu unterstützen, zu lernen und ihre Persönlichkeit (also ihre eigene Authentizität) auszubilden. Des Weiteren gehe ich davon aus, dass SoTL, als eine Praxis, bestimmte intellektuelle und moralische Tugenden braucht. Insgesamt betrachtet kann SoTL ein reichhaltiges Rahmenkonzept sein, um akademisches Lehren und Lernen zu verstehen und zu verbessern. (996 Zeichen) (Kreber, 2013)

3. Autoethnografie (AE) – Tobias Schmohl
AE ist ein forschungsmethodischer Zugang, um das eingangs skizzierte Wechselverhältnis von hochschuldidaktischer Forschung und Praxis explizit zu machen. Ziel autoethnografischer Forschung ist, die persönlichen Erfahrungen aus der Hochschullehre und -forschung systematisch zum Erkenntnisgewinn zu nutzen. AE bietet sich mithin sowohl im Rahmen von DBR als auch von SoTL als spezifische Methodik an: Der Ansatz ist den empirisch-deskriptiven Forschungstypen qualitativer Sozialforschung zuzuordnen. Er geht von den methodologischen Standards ethnografischer Forschung aus. Kerninstrument ist die teilnehmende Beobachtung; jedoch werden im Gegensatz zur Ethnografie nicht die mentalen Konstrukte einer sozialen Gruppe, sondern die eigenen Erfahrungen und persönlichen Sinnkonstitutionen des Forschenden zum Gegenstand: "Autoethnography requires that we observe ourselves observing, that we interrogate what we think and believe, and that we challenge our own assumptions" (Ellis, 2013, S. 10). (992 Zeichen) (Reinmann & Schmohl, 2016)

Literatur

Design-Based Research Collective. (2003). Design-based research. An
emerging paradigm for educational inquiry. Educational Researcher, 32
(1), 5-8.

Ellis, C. (2013). Carrying the torch for autoethnography.
In S. L. Holman Jones, T. E. Adams, C. Ellis & S. Jones (Eds.),
Handbook of autoethnography (pp. 9-12). Walnut Creek Calif.: Left
Coast.

Kreber, C. (2013). Authenticity in and through teaching in
higher education. The transformative potential of the scholarship of
teaching. London: Routledge.

Reinmann, G. (2014). Entwicklungsfrage:
Welchen Stellenwert hat die Entwicklung im Kontext von Design
Research? Wie wird Entwicklung zu einem wissenschaftlichen Akt? In D.
Euler & P. F. E. Sloane (Hrsg.), Design-Based Research (Zeitschrift
für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Beiheft), Bd. 27, S. 63-78).
Stuttgart: Steiner.

Reinmann, G. & Schmohl, T. (2016).
Autoethnografie in der hochschuldidaktischen Forschung. Impact Free,
3 (Juli 2016), 1-6. Verfügbar unter
http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2016/05/Impact-Free-3.pdf

Richlin, L. (1993). Openness to a broader view of scholarship. New
Directions for Teaching and Learning, 1993 (54), 103-108.

3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)

HD Grundlagenforschung, Design-Based Research, Scholarship of Teaching and Learning, Autoethnografie

Primary author

Dr Tobias Schmohl (Hamburg Centre for University Teaching and Learning)

Co-authors

Prof. Carolin Kreber (University of Edinburgh) Prof. Gabi Reinmann (Hamburg Centre for University Teaching and Learning) Prof. Klaus-Peter Wild (Fakultät für Psychologie, Pädagogik und Sportwissenschaft der Universität Regensburg)

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