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Description
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Lernraumgestaltung, Organisationsentwicklung, Angewandte Forschung
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Gesellschaftliche und technologische Transformationsprozesse sowie Erkenntnisse der Lehr- und Lernforschung zur Wissenskonstruktion bei Lernprozessen zeigen heute mehr denn je die Notwendigkeit zur Umsetzung des bereits seit langer Zeit aus hochschuldidaktischer wie auch bildungspolitischer Perspektive proklamierten Paradigmenwechsels „Shift from Teaching to Learning“ (Barr/Tagg 1995; Wildt 2004; Hochschulrektorenkonferenz 2013). Im wissenschaftlichen und praktischen Diskurs wird zur Unterstützung der Veränderungen bei Lehr- und Lernprozessen immer wieder die Bedeutung der Lernraumgestaltung angeführt. So wird der Lernraum als „Change Agent“ (Lomas/Oblinger 2006; Neill/Etheridge 2008) und „dritter Pädagoge“ beschrieben (Seydel 2011, 2011; Kahl 2009; Schäfer/Schäfer 2009; Walden 2008), über den Veränderungsprozesse sozialer Handlungen induziert werden können: „The thing to do is to change the environment and people will change themselves” (Les Watson zitiert in JISC 2006: 24).
Betrachtet man jedoch den Entwicklungsstand hochschulischer Bildungsarchitekturen, so finden sich hinter den Fassaden von Bestands- wie auch bei Neubauten immer noch die klassischen, frontal ausgerichteten Hörsäle und Seminarräume, die das Bild der Universität als Zentrum der Wissensvermittlung über Jahrhunderte hinweg geprägt haben (vgl. Krüger/Ninnemann/Häcker 2016). Aufgrund der bisher zurückhaltenden Umsetzung innovativer Lernraumkonzepte an Hochschulen im internationalen Kontext wurden im Rahmen von Fallstudienanalysen Lernraumgestaltungsprozesse an fünf Hochschulen in Deutschland, Österreich, Schweden, Großbritannien und den USA untersucht. Im Mittelpunkt stand dabei die erkenntnisleitende Fragestellung, welche Faktoren die Integration von Innovationen bei der Lernraumgestaltung an Hochschulen beeinflussen. In Anbetracht des immensen Sanierungsstaus in Höhe von ca. 35 Milliarden Euro an Hochschulen in Deutschland (vgl. Kultusministerkonferenz 2016) zeigt sich die Relevanz und Aktualität des Forschungsinteresses, um Herausforderungen und Chancen bei der Entwicklung baulicher Lernumgebungen und damit der Unterstützung des hochschuldidaktischen Paradigmenwechsels ermitteln zu können.
Mit der Perspektive der Lernraumgestaltung als einen integrativen, disziplinübergreifenden Prozess wurde in der Forschungsarbeit zunächst ein Modell der LernRaumOrganisation entwickelt, um die bestehenden Differenzierungskriterien des Lernraums in physisch-materielle, technische-virtuelle, sozial-interaktive und organisational-strukturelle Ebenen zu überwinden und damit bestehende Denkmuster aufbrechen zu können. Das Modell baut dabei auf bestehende Theorien und Konzepte zu den Aspekten Lernen, Raum und Organisation auf, welches mit der Schreibweise des Modells angezeigt wird. Auf Basis der bei der Modellentwicklung identifizierten Aktionsfelder konnten bei den untersuchten Fallstudien, über die Analyse von Artefakten der Lernraumgestaltung und die Beobachtung von Lernraumgestaltungsprozessen, relevante Zusammenhänge und Phänomene der Lernraumgestaltung dargelegt werden. Mit der Zusammenführung der theoretischen und empirischen Erkenntnisse wurden Thesen zur Integration von Innovationen bei Lernraumgestaltungsmaßnahmen auf differenzierten Erkenntnisebenen und Innovationsniveaus abgeleitet.
Eine zentrale Erkenntnis des Forschungsprojektes ist, dass Gestaltungsmöglichkeiten und Nutzungsvielfalt innovativer Lernraumkonzepte eine grundlegende Veränderung der Lehr- und Lernkultur und damit des Selbstverständnisses von Lernenden und Lehrende, als erste und zweite Pädagogen, wie auch von der Hochschulorganisation, als dritter Pädagoge, selbst erfordern. Die Daten der Untersuchungen belegen, dass das Hochschulmanagement über strategische Entscheidungen und die Entwicklung organisationaler Strukturen bei Lernraumgestaltungsmaßnahmen aktiver Gestalter von Lernprozessen ist. Damit einher geht die Erkenntnis, dass der Lernraum nicht wie bisher als Innovationstreiber sondern als Indikator von Veränderungsprozessen betrachtet werden muss. So können von der Entwicklung bis hin zur Nutzung und Aneignung von Lernraumgestaltungskonzepten wichtige Informationen zu Herausforderungen und Chancen beim „Shift from Teaching to Learning“ gewonnen werden. Mit dem Beitrag sollen im Rahmen der Veranstaltung Ergebnisse der Forschungsarbeit dargelegt und Handlungsstrategien von Hochschulen zur räumlichen Übersetzung des Paradigmenwechsels diskutiert werden.