Speaker
Description
Abstract (für alle Formate)<br>Bitte vergessen Sie nicht<br> das Format unter<br>"Presentation type"<br> am Ende dieser<br>Seite anzugeben.
Zusammenfassung
In der Lehrerbildung werden bereits seit Längerem erfolgreich Videos zum fallbasierten Erwerb von
unterrichtlichen Kompetenzen eingesetzt. Dabei kommen sowohl Aufzeichnungen des eigenen Lehrverhaltens zum Einsatz als auch die Analyse videografierter Unterrichtssequenzen fremder Lehrpersonen. Videosequenzen, die eine andere Lehrperson zeigen, erleichtern es in besonderem Maße, eine erforderliche Distanz herzustellen, die zur kritischen Analyse von Lehr-Lern-Situationen notwendig ist. Empirisch kann die Wirksamkeit von fall- und videobasierten Interventionen zur Förderung der Lehrkompetenz als gut belegt gelten (vgl. Krammer, 2014).
Trotz dieser erfolgreichen Vorbilder aus der Lehrerbildung gibt es in der hochschuldidaktischen
Weiterbildung bisher nur wenige Ansätze, Fallarbeit mit digital aufbereiteten Videos von Lehr-Lern-
Situationen systematisch zur Förderung der Lehrqualität zu nutzen (vgl. Schrader, 2013). Dies erscheint aber aus mehreren Gründen ein vielversprechendes Vorhaben:
- Die Auseinandersetzung mit didaktisch aufbereiteten Videofällen kann die Reflexion des eigenen Lehrverhaltens von Lehrpersonen anregen, die Diagnosefähigkeit in Bezug auf das Lehrverhalten fördern, durch ihren Modellcharakter den Transfer auf die eigene Lehre ermöglichen und die Lehrkompetenz fördern. Gegenüber der Arbeit mit Textfällen kön-nen Videofälle zu höherem Engagement und intensiverer Beteiligung sowie höherer Freude und Motivation in der Weiterqualifikation führen (vgl. Syring et al., 2015).
- Video- und fallbasiertes Lernen kann insbesondere in E-Learning- und Blended-Learning-Formaten eingesetzt werden. Solche digitalen Lernformen sind in der hochschul-didaktischen Weiterbildung gegenüber Präsenzformaten bisher deutlich unterrepräsentiert, während Lehrende selbst digitale Medien systematischer in ihrer Lehre nutzen sollen (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2016).
- Video- und fallbasiertes Lernen kann im Kontext von E-Learning und Blended-Learning das Lernen zeit- und ortsunabhängiger machen. Dadurch hat es viel Potenzial zur Erschließung neuer Zielgruppen für die hochschuldidaktische Weiterbildung (vgl. Digel, Baust & Schrader, 2014; Pötschke, 2004; Schmidt, 2007; Klinger, 2013).
Im Posterbeitrag wird ein im Oktober 2017 an der JLU startendes Projekt dargestellt, in dem das videofallbasierte Lernen in der hochschuldidaktischen Weiterbildung für Lehrende im Sinne der Digita-lisierung ermöglicht und gefördert werden soll.
Dazu sollen ca. drei- bis fünfminütige Videofälle konzipiert und erstellt werden, in denen anhand der Beobachtung und Analyse der Fälle das eigene Lehrverhalten in Bezug auf spezifische Lehr-Lern-Aspekte reflektiert und verändert werden kann. Um die inhaltliche Anschlussfähigkeit der Fälle zu garantieren, orientieren sich die in den Fällen dargestellten, spezifischen Lehr-Lern-Aspekte an bestehen-den Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der Lehre; u. a. die im Standardevaluationsinstrument der JLU (MoGLi) thematisierten Dimensionen des Lehrverhaltens. Die Fälle sollen dadurch jeweils eine konkrete Teildimension der Lehrkompetenz oder des Lehrverhaltens (z. B. lernförderliche Rückmeldungen geben) fokussieren.
Ein Videofall setzt sich zusammen aus
a) einer Videosequenz,
b) Hintergrundinformationen zur Lehrveranstaltung, zum spezifischen Kontext der Sequenz oder zu den Studierenden,
c) Beobachtungshinweisen,
d) Fragen zur Analyse des Falls und
e) möglichen „Lösungen“ zu den Analysefragen aus mehreren Drittperspektiven in Form von kommentierenden Videos von Studierenden, Expert/-innen der Hochschuldidaktik sowie der im Video gezeigten Lehrperson selbst.
Die Videofälle sollen final
a) in einen neu entwickelten Blended-Learning-Kurs eingebunden werden,
b) Kursleiterinnen und -leitern der hochschuldidaktischen Weiterbildung und des zentralen Tutorenprogramms zur Verfügung stehen,
c) im Online-System LENA (LehrEvaluations-NAvigation) verlinkt werden und
d) als Selbstlernangebot für Lehrende auf der Lernplattform flexibel abrufbar sein.
Inhaltlicher Bezug des Beitrags zu den Tagungsthemen
Der Beitrag adressiert das im Call genannte Themenfeld c) individuelle Ansätze und Erfahrungen und deren Transferpotenzial. Es wird eine praxisnahe, innovative hochschuldidaktische Maßnahme präsentiert. Die einzelnen Projektarbeitsschritte werden dargestellt und erste Erfahrungen und Ergeb-nisse geschildert. Transferpotenzial wird diskutiert.
3-5 Keywords (aus: Personalentwicklung,<br> Studiengangentwicklung,<br> Institutionalisierung/<br>Strukturentwicklung, Organisations-<br>entwicklung, Bildungs-<br>politik, HD Praxis,<br>Fachdidaktik/Fachkultur, <br> HD Grundlagenforschung, <br>Angewandte Forschung, <br> Wertediskurs, Internationalisierung,<br> Netzwerke, ggf. andere Schlüsselbegriffe)
Videofallbasiertes Lernen, HD-Praxis, Digitalisierung